Dienstag, 30. April 2013

Nange lacht

Lange Nächte haben in unserem Kulturkreis, zumindest in den Metropolen, inzwischen fast so etwas Ähnliches wie Tradition. Kann man sich zumindest einreden. Wie "lang" so eine Nacht dann wirklich ist und ob sie den Begriff "Nacht" überhaupt verdient, ist im Einzelfall durchaus diskutabel.
Im Fokus der Nächte stehen eigentlich meist Sport und Kultur. Aber heute ist schlichtweg alles ein organisiertes Happening: Berlin bekam nach der Langen Nacht der Museen (seit 1997, sogar 2x pro Jahr), der Langen Nacht des Shoppings (seit 2000, zum Glück dahinsiechend), der Langen Nacht der Wissenschaften (seit 2001),  der Langen Nacht der Opern und Theater (seit 2009) – die dieses Jahr, angeblich wegen "Optimierungsprozessen", ausfällt – und der Langen Nacht der Familie (seit 2011) schließlich letztes Jahr auch noch die Lange Nacht der Industrie dazu. Diese floppte offenbar wider Erwarten nicht; denn für den 15. Mai ist sie wieder angekündigt und wird groß beworben (vielleicht als Ersatz für ausfallende Opern und Theater? Das nennt sich dann "Zeitgeist"). Dass die Energieversorger, Luxusautomobilhersteller, Chemiekonzerne, Druckereien, Brauereien & Co., die sich an der Veranstaltung (Verzeihung: dem Event natürlich!) beteiligen, nur bis spätestens 22:30 Uhr durchhalten wollen und das dann eine durchgemachte, wirklich lange Nacht finden, ist nur eine lustige Randnotiz. Es stellt sich dem Lachenden eher die Frage: Was kommt als Nächstes? Die Lange Nacht der Stadtverwaltung? Der Banken? Der Unternehmensberatung? Der Gerichtsbarkeit? Des Hotelwesens? Der Messeveranstalter? Der Dienstleistung? Des Personennahverkehrs? Oder vielleicht die Lange Nacht der Grundversorgung? Das Grünzeuch bittet um Vorschläge! Ansonsten könnte man glatt denken, statt während einzelner langer Nächte könnte die Stadt sich auch mal während 365 Tagen den Themen widmen.

10 Kommentare:

Es.pe hat gesagt…

So geballt aufgezählt, kommt bei mir die Frage auf: warum macht man überhaupt Nächte zu Tagen? Wertet man sie dadurch auf?! Oder reicht es, Tagen unter ein Motto zu stellen? Und was nützen uns Lange Nächte, die keine Zeit für das Wichtige lassen: Schlaf und Erholung, Ruhe und Abschalten von den vielen Inputs des Tages? Und das Gefühl, nicht dabei gewesen zu sein, welch ein Segen!
Mir bleibt das Lachen im Halse stecken *hust*

U. hat gesagt…

Du hast tatsächlich eine LN (neudeutsch für: Lange Nacht; Großbuchstaben, weil: EVENT!!) vergessen: Die LNdR!
http://lndr.de
Aber das ist tatsächlich mal eine Möglichkeit, Kulturen zusammenzuführen und Vorurteile abzubauen - vielleicht sollte man also gerade DIESES Ereignis etwas mehr bewerben...

Abolition hat gesagt…

Wie wäre es mal mit der "Langen Nacht der Nächte"?
Eine ganze Nacht (nicht nur bis 23 Uhr), um die Nächte zu feiern. Denn, sind wir mal ganz ehrlich, in der Nacht passieren die schönsten, spannendsten, peinlichsten, aufregendsten, langweiligsten, ruhigsten oder auch lustigsten Momente.
Und jeder feiert so, wie er auch sonst die Nacht begeht: durch gerade noch sitzen können auf dem Barhocker, schlafend in seinem Bett, Dienst schiebend an seinem Arbeitsplatz, oder, oder, oder.
Ich schlage vor, wir fangen heute einfach mal damit an, in der Nacht von Montag auf Dienstag.

Efeu hat gesagt…

Ah! Endlich kommt hier mal 'n konstruktiver Vorschlag! Hatte mich schon gewundert: keine Kreativität mehr im LeserInnen-Plenum hier!? ;-)
Was wäre eigentlich analog dazu mit der "Langen Nacht der Tage"? Obwohl, das könnten Frauen missverstehen. Männer auch, die bleiben dann lieber weg...

@Es.pe: Na damit das Lachen da wiederkommt, wäre ja eine Lange Nacht des Lachens angebracht. Den Weltlachtag gibt es ja schon. Man darf auch ganz ruhig, erholsam und abschaltend lachen, von mir aus auch im Schlaf. ;-)

U.: Lange Nacht der Religionen, aua aua. Beteiligen sich daran auch Jünger des Spaghettimonsters? Die Frage bleibt: Üben Gläubige denn normalerweise ihre Religion nur tagsüber aus? What an EVENT!

Ich schlage noch vor: die Lange Nacht des Sonnenscheins (da würde mich die installatorische Umsetzung interessieren), die LN des Pollenflug-Kalenders und die LN der Allergien. Sponsored by Kortison, Ceterizin und diversen Taschentuchherstellern.

Ansonsten gibt es bestimmt noch Kaninchenzüchter, Schützenvereine, Heimatpfleger, Gartenbauspezialisten & Co., die sich gerne mal lange nachts präsentieren würden. Oder die LN der Philatelie, auch schön. Sehr aufregendes, internationales Publikum!

Abolition hat gesagt…

zum letzten Vorschlag, der LN der Philatelie, käme auch noch der spektakuläre Weltrekordversuch im Briefmarken-Dauerbefeuchten/ -ablecken hinzu, falls es den noch nicht gibt :)

U. hat gesagt…

Ich muss meinen Vorredner enttäuschen, jedenfalls ein wenig; so einen ähnlichen Rekord gibt es schon:

Am 6. August 2010 hat nämlich Deepak Sharma Bajagain aus Nepal den Weltrekord für das schnellste Anlecken von Briefmarken gesetzt, immerhin 70 innerhalb einer einzigen Minute. (Eigentlich sogar 71, aber eine Marke klebte nicht richtig...)
(Quelle, welche Überraschung: http://www.guinnessworldrecords.com/)

Aber vielleicht könnte man den Rekord ja auf einer LNdP brechen?

Efeu hat gesagt…

Schon klar: Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. ;-)
Aber braucht man für Weltrekorde lange (bzw. Lange, weil: EVENT!) Nächte?

Es.pe hat gesagt…

Hab kürzlich mitbekommen,dass es sogar eine LN der Familie gab.Ist das mit/in einer Nacht erledigt??!;) Rasant rasant und wieder verpennt;)

Efeu hat gesagt…

Haste das zufällig kürzlich so mitbekommen, indem du den Blogpost gelesen hast? ;-) Naja, und bei manchen Familien biste nach einer Nacht erledigt, ja...

Es.pe hat gesagt…

Nenenena;) meine erste Sichtung war im öffentlichen Raum und dann erst hier. Naja,man muss ja nicht immer der/die/das Erste sein;(

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