Sonntag, 1. April 2012

Qualifizierter begrünt

Ab morgen müssen BlogleserInnen angemeldet sein, um die Seite "Grünzeuch" weiterhin vollständig angezeigt zu bekommen. So werden sie persönlich identifizierbar und Missbrauch wird vorgebeugt. Zu den nötigen Angaben gehören aus statistischen Gründen unter anderem Adresse, Alter, Beruf, Religion, Arbeitgeber und Einkommenshöhe. Ab sofort wird das Blog auch durch Werbung gegenfinanziert. Die angegebenen Daten werden nicht veröffentlicht, aber für die Auswahl der Werbeschaltungen ausgewertet. Als kleine Entschädigung für den Aufwand bzw. als Anreiz, dennoch dabeizubleiben, erhält jedeR LeserIn nach vollständiger Anmeldung 10 Euro überwiesen! Dazu müssen allerdings natürlich die Kontodaten angegeben werden. Zur Registrierung geht es hier.

Donnerstag, 29. März 2012

Tunnelblick (10): Projektionsfläche

Ein Bonmot aus der letzten Woche gibt es noch zu berichten:
Rund um den U-Bahnhof Deutsche Oper macht sich eine große Filmproduktion breit. Hier dreht "barfuss productions", Til Schweigers Produktionsfirma, noch an ihrem aktuellen Thriller "Schutzengel" herum, wie man den entschuldigenden Aushängen an den Türen der Anliegergebäude entnehmen kann. Nahe der Kreuzung verheddern sich neben der Wagen-und-Technikkisten-Burg zig Kabel und die Wege der geschäftigen Wuseler. Die Stofflehnen zweier klassischer Set-Klappstühle sind artig mit H. Knaup und L. Schweiger beschriftet. Gedreht wurde oder wird wohl (auch) direkt unten im U-Bahnhof. Denn dort stehen, abends gespenstisch verwaist, imposante Lichtaufbauten umher und ganze Kolonnen riesiger weißer und schwarzer Segel, die für Verstärkungseffekte von Licht und Schatten sorgen sollen. Weniger reflektierend ist allerdings ein spätabendlicher Fahrgast. Er schüttelt den Kopf, während er den Bahnsteig entlangschlendert, auf die U2 wartend, und spricht mit sich selbst: "Watt soll dett denn nu wieder? Watt machense denn jetzt wieder? Is doch noch jaanich lange her, die letzte Umbauerei. Und denn so scheiß Kunst! Also die BVG hat wohl zu viel Jeld!" - Ja, als Fahrgast drängt sich wohl die Frage auf, was für interessante Innendekorationskonzepte da von den zähneknirschend gelöhnten Penunzen für die Fahrscheine verwirklicht werden. Ob die vielen Menschen, Kabel, Schläuche und Maschinen oberirdisch auch zur Installation gehören und dauerhaft dort bleiben? Herbert Knaup als Designobjekt der BVG, welch Hauptstadtverkehr!

Sonntag, 25. März 2012

Multikullern

Am ersten wirklich warmen Sonntag des Jahres zeigte Berlins städtischer Ex-Flughafen, der sich immer noch unentschlossen Tempelhofer Park nennen soll, die Stadt von ihrer besten Seite; wenngleich auch noch nach knapp zwei Jahren kein wirkliches Parkflair aufkommen will, weil nach wie vor in der wilden, wüsten Weite ein wenig die Bäume fehlen. Doch huch, da krochen sie mit den Sonnenstrahlen alle aus ihren Löchern: die Alten und die Jungen, Pärchen, Kinder, Familien, Einzelgänger.

Kleinkinder überschreien einander, größere Kinder überfahren sich gegenseitig mit allem, was so da ist - von Laufrädern zum Fahrenlernen über richtige Fahrräder bis zum Skateboard, Snakeboard, Waveboard und wie sie alle heißen. Sehr präsent sind Jogger, Radfahrer und Inlineskater. Wo früher die Boeing anhob, schubsen einander jetzt allerlei Rollen und Füße mit boing und rrrrrssssst voran. Alles rollt. Manchmal auch Tränen. Neben dem Rollfeld, das Kinder mit bunter Straßenkreide bemalen und in Hüpffelder oder Kunstwerke verwandeln, wird gepicknickt, türkische Großfamilien grillen um die Wette. Junge Muttis mit und ohne Kopftuch schaufeln schwitzend auf Inlineskates ihre Sportkinderwagen vor sich her und versuchen hechelnd, sich dabei noch in wildem Sprachengemisch miteinander zu unterhalten. Ein kleiner, dicker, türkischer Junge, der selbst wenig nach Sport aussieht, trägt stolz das schwarze Ersatztrikot der deutschen Fußballnationalmannschaft spazieren - auf dem Rücken steht schließlich "Özil". Wenn die Füße nicht Rollen darunter haben, dann rollt sowieso wenigstens ein Fußball. Eine Gruppe sämtlich übergewichtiger Teenie- und Twen-Mädels entschließt sich auch tapfer zum Ballspielen; auf dem Weg statt auf der Wiese und immerhin 3 Minuten lang, ehe sie alle außer Atem aufhören und lieber weiter essen und trinken. Hauptsache, alles ist im Rollen, notfalls der Braten in den Magen.

Zwischen allem Gewusel gastiert der Zirkus Williams mit ein wenig Tierquälerei; die auf engstem Raum eingesperrten oder eingezäunten Tiger, Kamele oder Zebras faszinieren die versammelten Sprösslinge aber halb so wenig wie etwa eine auf dem Weg laufende Kellerassel, mit der man so schön das klassische Anstupsen-und-Zusammenrollen spielen kann. Auch als Assel kriegt man wechselweise den Koller oder das Kullern.

Gesetztere, Bequeme oder Spontis sitzen im örtlichen Biergarten oder hängen im Liegestuhl. Studis spielen Frisbee, Hunde auch. Über von erwachsenen Männern ferngesteuerten Autos - rrrrr, ssssst - ziehen Lenkdrachen ihre Kreise. Eine dunkelhäutige Rhythmusgruppe trommelt zusammenhanglos, aber mit Spaß. Rentner laufen händchenhaltend spazieren. Rollenspiel-Nerds hauen sich mit Gummiwaffen. Autarke Künstler basteln ganze Dörfer aus Holzbrettern, Benzinkanistern und was sonst noch kompostierbar ist. Ein blondgelockter, barfüßiger Freigeist hat zwei der raren Bäume okkupiert und dazwischen seine Slackline aufgespannt, auf der die Schritte bereits federnd und beschwingt voreinander gesetzt werden. Eine Baumanordnung weiter versucht ein kleines Grüppchen arabisch- oder türkischstämmiger kleiner Mädchen, es dem Tanzwesen gleichzutun; himmelblau ist das gespannte Band, beherrscht wird es noch nicht so gut, aber der Ehrgeiz ist spürbar. Die 80er-Jahre sind nicht nur modisch (leider) zurück, sondern auch freizeitsportlich: Zwischen die vielen Inlineskate-SportlerInnen mischen sich immer wieder Menschen verschiedenen Alters auf Roller Skates oder echten Rollschuhen. Eine gemischte Truppe von ca. 5 bis ca. 50 Jahren fährt damit Slalom um kleine Hütchen und tanzt halbsynchron Pirouetten und Rollschuh-Discofox zu "Miss You" von den Rolling Stones aus dem Jahr 1978, das mutmaßlich aus einem Kassettenrekorder dudelt.

Während die Grünen im Saarland Klimmzüge an der Fünf-Prozent-Hürde machen, funktioniert in Berlin manchmal echte Form von Multikulti: dann, wenn die Sonne über der Grünfläche Klimmzüge macht, dort, wo keine Häuser im Weg stehen und Wiese wie Asphalt geteilt werden.

Sonntag, 11. März 2012

Zitat der Woche (8)

Trainerin im Fitnessstudio:
"Hm. Muskeln hast du aber eigentlich! Da ist nur irgendwie Fett drüber!?"

Donnerstag, 23. Februar 2012

Good night, Vietnam

Das Grünzeuch deckt unbequeme Wahrheiten auf: Auch knapp 37 Jahre nach dem Ende des "Indochina-Krieges" sind Vietnamesen immer noch bedroht; zumindest in der imperialistischen deutschen Hauptstadt. Dort werden sie eingesperrt, sogar separat. Ob sie darüber allerdings happy sind? Zumindest die Gefängniskost ist human: Es gibt Sushi.
Eins der von der Regierung vertuschten Vietnam-KITTCHEN:
nahe Kulturbrauerei, Danziger Ecke Knaackstraße (Quelle: Xian).
Wieder einmal wird klar: Hinter der hippen Szene-Fassade des Prenzlauer Bergs lauern in Wahrheit Gefahren. Geduldet werden hier geheime Folterknäste, Diskriminierung und die Jagd auf Ausländer. Und zwar nicht nur auf Schwaben. Mögen Vietnamesen eigentlich Latte Macchiato? Wo doch vietnamesischer Kaffee ohnehin lecker süß ist? (Gibt's sicher im Vietnam-Kittchen.) Und sind Vietnamesen die Schwaben Asiens?

Sonntag, 29. Januar 2012

Zitat der Woche (7)

Von hüpfender Forbewegungsart begleiteter, strahlender PassantInnen-ansprech-Versuch einer jungen BUND-Aktivistin auf einer belebten Berliner Einkaufsstraße:
"Hallohallohallo! Wir müssen kurz die Welt retten, aber wir brauchen dafür 'n bisschen deine Hilfe."

Mittwoch, 25. Januar 2012

Ausgang in Not

Sehr authentisch indisch ist diese Entspanntheit gegenüber Vorschrift und Vorsicht im Schöneberger Restaurant "Yogi-Haus":


Die schönste Satire an diesem Notausgang ist das leider schlecht lesbare Zusatzschild "keeping emergency exit free".

Samstag, 21. Januar 2012

Zitat der Woche (6)

Hier endlich wieder ein Zitat der Woche, auch wenn's eher ein Dialog der Woche ist: Es handelt sich um ein Verkaufsgespräch im Regen auf dem türkischen Stoffmarkt (nein, nicht "solcher" Stoff! Lediglich Textilien und Artverwandtes!) am Neuköllner Maybachufer.
Kundin: "Ist das echtes Leder?"
Verkäufer: "Ja." [Pause] "Vielleicht."

Donnerstag, 12. Januar 2012

Hände weg!

Schlagzeilenmix ist was Schönes. Einen besonders aufsehenerregenden Fall von Do-it-yourself-Körperstyling deckte BILD Berlin auf:
Plastische Chirurgie und Hormontherapie können einpacken! Schönheits-OPs? Das war gestern! Heute klappt sie endlich: die Brustvergrößerung und/oder -straffung durch Handauflegen. In diesem Fall wird die Hand einfach ab- und dann separat aufgelegt. Ist der ganz, ganz sichere Weg.
Also: Unglücklich im eigenen Körper? Dann weg mit der Flosse! Eine ist bestimmt verzichtbar - man muss Prioritäten setzen und ein bisschen Schwund ist immer -, das gibt schöne Titten; Geschlechtsumwandlung gleich inklusive (die Frage allerdings bleibt, ob eine Hand für zwei Brüste reicht oder es dann nur einen Traumbusen gibt. Im Zweifel beide zu opfern, das müsste doch überdacht werden). Die Kosten? Ach, peanuts. Was so'n Silvesterböller aus Polen eben so kostet.
Hand aufs Herz (also in etwa auf den Traumbusen): Wenn das kein Knaller ist!

Sonntag, 1. Januar 2012

Guckidaaa, 2012! / Ergebnisse der Umfrage 5: "Welche Rolle spielt für euch Weihnachten?"

Zunächst einmal allen Grünzeuch-LeserInnen ein gutes, gesundes, glückliches, genehmes, gelungenes, goiles, geniales und vor allem grünes 2012! Nehmt euch Zeit für wirklich Wichtiges. Dazu braucht ihr keine besinnliche Jahreswende. Und prost Neujahr! Stoßt mit was Grünem an! Von Grüntee über Pfefferminzlikör oder Berliner Weiße mit Waldmeistersirup bis Absinth ist alles erlaubt.


(Sorry für den fetten Rahmen, eine Sache des Copyrights.)

... und dann war da noch:

Zum Jahresende wollte die Grünzeuch-Redaktion die Haltung der LeserInnen zum W[zensiert]-Fest wissen. 17 Blog-Besucherinnen und -Besucher nahmen an der Umfrage teil und stimmten eifrig zwischen verschiedenen Einstellungen zum W-Dings ab. Ihnen gilt ein herzlicher, leuchtgrüner Dank! (Es hätten bei so vielen Klicks aber ruhig auch von ein paar mehr Leuten Kreuzchen gemacht werden dürfen. Umfragen beißen nicht und sind anonym!) Welche Rolle spielt also Wwwwww... für die Leserschaft? Da das Verhältnis zwischen Mensch und Tanne manchmal ambivalent ist, waren Mehrfachantworten möglich.

Antworten:

01. "Die schönste Zeit des Jahres!"
0 Befragte 

02. "Für mich: keine. Für den Rest der Welt: eine zu große."
2 Befragte (11 Prozent)

03. "Naja, muss man durch..."
5 Befragte (29 Prozent)

04. "In erster Line Stress!"
1 Befragte/r (5 Prozent)

05. "Der Konsumterror und die Erwartungshaltungen sind abartig, der Rest ist nett."
7 Befragte (41 Prozent)

06. "Eine Gelegenheit für Zusammentreffen, Ruhe, Einkehr, Schenken und Gemütlichkeit."
9 Befragte (52 Prozent)

07. "Ich hab frei. :-)"
6 Befragte (35 Prozent)

08. "Fressen und saufen."
4 Befragte (23 Prozent)

09. "Glühwein, Maronen und Lebkuchen."
7 Befragte (41 Prozent)

10. "Verlogenheit, Enttäuschung und Streit."
0 Befragte

11. "Neben Ostern das wichtigste christliche Fest - hallo, Jesus wurde geboren!?"
5 Befragte (29 Prozent)

12. "Ich kriege Wünsche erfüllt."
0 Befragte

13. "Ich krich grüne Ekelpickel!"
2 Befragte (11 Prozent)


Was lernt uns dem?

Auch wenn die zwei solidarischen Antworten für grüne Ekelpickel es vermuten lassen würden: Das Efeu betont übrigens, dass es selbst an der Umfrage nicht teilgenommen hat. Das hätte doch die wahnsinnige Repräsentativität und den hohen wissenschaftlich-statistischen Anspruch gefährdet. ;-)

Deutlich wird: Positives und vor allem Leckeres überwiegt! Die meisten Stimmen entfielen auf Antworten, die sich um Schönes, gutes Zwischenmenschliches sowie Kulinarisches drehten. Wenn man "fressen und saufen" nun wertfrei miteinbezieht.

Die höchste Zustimmung erhielten jedenfalls Feststellungen wie "Der Konsumterror und die Erwartungshaltungen sind abartig, der Rest ist nett" und "Eine Gelegenheit für Zusammentreffen, Ruhe, Einkehr, Schenken und Gemütlichkeit", wobei wohl auch Schulterzucken, Resignation und Pragmatismus ("Naja, muss man durch" und "Ich hab frei") eine Rolle spielen.

Erstaunlicherweise erhielt die oft verlautende Kritik bzw. Skepsis, das W-Dings sei nur verlogen, geheuchelt und bedeute Streit, keinerlei Zustimmung. Nun kann spekuliert werden, ob die wahren Einstellungen im Inneren anders aussehen und hier die Anonymität sie zutage förderte; oder ob das unkrautige Grünblog von solchen Gebeutelten nicht (oder nicht im Umfragezeitraum) besucht wurde; oder ob diejenigen, die es betraf, in so negativen Gefühlen durch den Dezember waberten, dass sie nicht einmal abzustimmen vermochten bzw. bei etwas, das sich um W-Dings drehte, gar nicht erst hinlesen wollten.

Interessant ist auch, dass niemand Wünsche erfüllt bekommt. Arme Leserschaft! Eiii, eiii! (Ach nee, das ist Ostern.) Vielleicht hätte die Aussage auch mehr Klicks erhalten, wenn sie "Ich kriege Geschenke" statt "Ich kriege Wünsche erfüllt" gelautet hätte. Zumal das sogenannte Schrottwichteln dem Hörensagen nach in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch verzeichnet - was soziologisch wie psychologisch zu analysieren wäre und was auf tiefe Enttäuschungen einer materiellen Welt hindeutet. Wobei die Autorin darauf hinweisen möchte, dass man in Berlin eigentlich "Julklapp" sagt statt "Wichteln", warum auch immer wir hier so schwedophil sind.

Das Grünzeuch wünscht allen Bloggästen genug Glühwein, Maronen und Lebkuchen (auch noch nach W... W.... Www-nadingshalt, da es diese Leckerli einfach gemütlich-winterlich findet) und einen schönen, gesunden restlichen Winter!
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