Sonntag, 9. September 2012

Zitat der Woche (19)

Auf der DamenFrauentoilette einer trashigen Metal-/Gothicbar ruft eine dunkel Durchgestylte, die ihren Longdrink sogar dahin mitgenommen hat, in glockenhell flötendem Säuselton nach ihrem vor der Klotür wartenden Freund:
"Schatz, hilfst du mir bitte mal grade? Ich muss kotzen."

Sonntag, 26. August 2012

Für Horst

Es gibt Menschen verschiedensten Alters, die einem allmählich, oft aber auch sehr spontan ans Herz wachsen. Böse scheint die ganze Welt, wenn solch ein Mensch gehen muss, noch dazu, wenn das vermeintlich sehr plötzlich ist.

Verlieren wir einen Freund, verlieren wir vieles. Das gilt aber nicht für die gemeinsame Zeit. Egal, wie kurz oder lang sie gewesen sein mag.

Tschüs, lieber Horst. Einigen Menschen haben deine Erzählungen, deine Entwicklung und deine positive Einstellung viel Kraft gegeben. Deine Partnerin (schön war's mitzubekommen, wie man auch im hohen Alter nochmal frisch verliebt sein kann) und deine Familie brauchen nun auch viel davon. Immer, wenn ich Max Raabe höre, muss ich schmunzeln und an dich denken; das wird vermutlich so bleiben und auch auf viele andere Gelegenheiten zutreffen. Ich mag die Vorstellung, dass nun die Originale für dich singen, wenn dir danach ist.
Mach's gut da oben!



Freitag, 17. August 2012

Tunnelblick (13): Geldreligionen, Weltreligionen

Die hitzegebeutelte, stickige, volle S1 besteigen vier Halbwüchsige mit Migrationshintergrund, die sich sehr laut und damit den ganzen Großwaggon unterhalten. Thema sind zunächst Nationalitäten und Hautfarben. Sie beschimpfen sich gegenseitig feixend als "armer Nigger", "viel zu dunkel für 'n Araber" und "Hobby-Afrikaner".
Einer meint plötzlich: "Scheißtag, mir is langweilig, soll ich mal wieder 'Brot für die Welt' machen?" Ein anderer findet das eine gute Idee, aber der dritte und vierte Junge versuchen, ihn von der ominösen Aktion abzuhalten: Er solle "immer alles sparen" und "sein Geld zusammenhalten" und "alles nur für sich selber ausgeben", nur so bringe man es im Leben zu was. "Gib den Asis nie was ab! Die sind doch selber schuld!", findet einer. "Nee, aber doch, ich hab da jetz Bock drauf, bei der Hitze, ich will mal wieder 'Brot für die Welt' machen", insistiert der erste. Was er damit meint, ist: sein Portemonnaie öffnen, Münzen herausholen (alles Mögliche zwischen 1-Cent- und 50-Cent-Stücken), sie mit Schmackes auf den Boden schnipsen und quer durch den ganzen Waggon rollen lassen. Alle vier kichern vor sich hin. Eine sitzende Mama mit Baby fragt: "Kriegt ihr zu viel Taschengeld? Wenn ihr zu viel habt, gebt es ruhig mir, ich nehm es gerne." - "Können Sie sich ja vom Boden aufheben", grinst der edle Brotspender. Sie schüttelt fassungslos den Kopf, der Junge lässt weitere Münzen ihrer Wege rollen und verkündet den Anwesenden: "Hier, wer will, Brot für die Welt, alles für alle, könnt ihr euch aufheben!". Auch auf den Hinweis eines weiteren Fahrgastes, wenn er etwas spenden wolle, könne er es doch bedürftigen Menschen, die oft genug in der Bahn herumkämen und zum Beispiel die Straßenzeitung verkauften, direkt geben, denn diese würden sich sicher freuen, antwortet er erneut arrogant: "Die können es sich vom Boden aufheben!" und fügt diesmal erläuternd hinzu: Ein bisschen "was dafür tun" könnten die schon, sich wenigstens mal bücken, "wenn sie schon nicht arbeiten". Die S-Bahn-Insassen sind wie versteinert. Keiner steht auf.

Das Spiel wird den Jungs zu öde. Irgendwie fangen die fantastischen Vier beim Weiterschnattern an, über Religionen zu fachsimpeln. An dieser Stelle konnte die Verfasserin nicht anders, als nahezu zwanghaft die Tonaufnahme-Funktion ihres Mobiltelefons zu aktivieren. Trotz guten Dialoggedächtnisses erwies sich diese Idee als nützlich, da die kleinen not-so-gentle men sich gegenseitig sehr gerne ins Wort fallen.
Junge 1: "Stimmt es eigentlich, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger geworden is und nich von Jesus?"
- verwirrtes Stutzen der anderen, inklusive "Häh?"-Lauten -
Junge 2: "Joseph!! Du Penner!"
Junge 3: "Ja mann, die war mit Joseph zusammen!"
Junge 4 lacht nur.
Junge 2 lacht mit: "Jeeesus ... mann ... Alter ..."
Junge 1: "Aber hat der Heilige Geist die nu geschwängert oder was?"
- kurze Stille -
Junge 1: "Oder Gott oder so? Jedenfalls war die nich von ihrem Freund schwanger. Wer war'n das dann, war das jetz der Heilige Geist oder wer hat die geschwängert?"
- kurze Stille -
Junge 2: "Nee, du Pfosten! Der Heilige Geist doch nich! - - - - Oder?
Junge 4 (gedehnt): "Der Heilige Geist ..." (lacht weiter)
Junge 3: "Ey nee, das stimmt nich, ich schwöre, frag mal 'n Priester!"
Junge 2: "Nee, frag die Zeugen Jehovas, die erklären dir das. Die wollen einem immer sowas erklären."
Junge 1: "Is Jehova was mit Juden?"
Junge 2: "Nee, das is so ähnlich wie Christen."
Junge 1: "Katholisch oder evangelisch?"
Junge 2: "Mann, Zeugen Jehovas halt, kennste nich? Die stehen überall rum oder klingeln bei dir."
Junge 3: "Zeugen Jehovas sind aber scheiße. Die sind voll dumm."
Junge 2: "Scientology is aber auch scheiße."
Junge 1: "Ja, aber der Name klingt krass! Total cool! Find ich irgendwie krass geil! Voll wie so 'ne Gang oder so!"
Junge 2: "Die sind aber trotzdem auch scheiße und dumm."
Junge 1 (ehrfürchtig): "Sei-enn-tollo-dschie ..." 
Junge 3: "Nee mann, dumm sind die nich, aber scheiße sind die auch."
Junge 4: "Wie scheiße denn?"
Junge 3: "Gefährlich und so. Irgendwie so. Glaub ich."
Junge 4 hört auf zu lachen.
Junge 1: "Klingt aber echt krass!"
An dieser Stelle wartet der Umstieg. Sowohl der des mitschneidenden Handys, das es inklusive seiner Besitzerin leider eilig hat, als auch der der vier Checker, die inzwischen allerdings auch wild durcheinander gröhlen. Nur noch Schlagworte wie "Sekten", "voll so katholisch", "Islam" und "Moslems, Alter!" bahnen sich akustisch ihren Weg. Es wäre sicher noch erhellend weitergegangen.

Sonntag, 12. August 2012

Zitat der Woche (18)

Mutter zu ihren zwei erwachsenen Töchtern:
"Früher hat euer Vater keine Widerworte gegeben. Da war er auch noch ein MANN! Heute ist er eine richtige Zicke."

Dienstag, 7. August 2012

Würgaholic

Im gähnend leeren Nachtbus lässt sich bisweilen Interessantes finden. Quasi vorwärts rollende Gesellschaftskritik, in welcher sich der Frust verunsicherter, existenzbedrohter Underdogs lyrisch Bahn bzw. Bus bricht.
Appell zum Abkotzen
Das mitschwingende Mitleid, zumindest Mitgefühl, für die armen Reichen kompromittiert nicht. Solidarität einer sozialen Gesellschaft ist alles! Sei auch du dabei!

Freitag, 3. August 2012

Leuchtend Schönes Design

Dass angesichts dauernder Wetterumschwünge mal die Pferde mit einem durchgehen können und man plötzlich seltsame Formen und Farben sieht, ist nachvollziehbar, menschlich und normal. Aber dieses Textildesign – vermutlich eines der hässlichsten, die je entworfen (und auch tatsächlich hergestellt!) wurden – hat die Trendspotterin wirklich und wahrhaftig erblickt! Ehrlich!
Nein, nicht Regina Regenbogen.
Für erwachsene Frauen. Größe L.
Zwei Wochen später hing das Einzelstück (Gott sei Dank! Die Welt wird nicht mit sowas überschwemmt! Was gut ist. Denn manche kaufen alles, wenn man ihnen nur sagt, dass es jetzt angesagt ist) nicht mehr in dem fraglichen Laden. Will sagen: Es wurde schockierenderweise tatsächlich – für übrigens nicht wenig Geld – gekauft! Oder rituell verbrannt? Oder in einer Galerie ausgestellt. Oder für das nächste Billige-Zeichentrickserien-Storyboard als Inspiration verwendet. Oder als textiler Bezug einer exklusiven Schultüte für Erstklässlerinnen verarbeitet. Die Einschulung naht, die Zeit drängt, da muss man nehmen, was man kriegt, wenn der Wunsch "Pferde" oder Ähnliches lautet. Notfalls auch für viel Geld; jeder weiß ja, wie die Kids und ihre Anspruchshaltungen heute sind.

Montag, 23. Juli 2012

Zitat der Woche (17)

Noch nachgereicht werden muss dringend ein Zitat der letzten Woche. Es hätte auch für einen Tunnelblick getaugt, ist aber verbal zu eindringlich. Junge Menschen bandeln an, Berlin 2012, Lektion 1: Sprachreduzierung. Eine Gruppe von Teenagern, geschätzt zwischen 16 und 19, die sich an dem Abend erst kennengelernt zu haben scheinen, nähern sich im Nachtbus an. Ein Männchen (und zwar eines ohne erkennbaren Migrationshintergrund) schlägt den Weibchen weitere gemeinsame Aktivitäten vor:
"Geht ihr morgen Sushi? Lass aber mal nich so spät. Zusammen, ey, ey, zusammen? Geb mir mal Handy, ich schreib Name."

Sonntag, 15. Juli 2012

Zitat der Woche (16)

Familienmitglied der Protokollantin, frisch heimgekehrt und begeistert vom Hip-Hop-Festival "Splash":
"Derbe Kacke Alter, der Shit rockt tight!"

Freitag, 13. Juli 2012

Schulschluss

Vorbeigefahren – vorbei die guten Zeiten:
Neukölln: In die Schule des Lebens hat man keinen Einblick.








Wenn die einfach so zumachen kann, erklärt sich natürlich manches. Für viele hat sie auch dauerhaft Ferien.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Grüner hören

In eigener Sache weise ich auf Folgendes hin: Auf der Musikseite Last.fm (für die ich an dieser Stelle aber absolut keine Werbung machen möchte, ich distanziere mich selbstverständlich auch von allen dortigen Inhalten außer von meinen höchst eigenen, etc. pp. ff. blabla!) bloggt dit Feu seit einiger Zeit ab und zu auch über ausgewählte besuchte Konzerte. Warum ein grünes Spin-Off und warum dort? Da auf besagter Seite automatisch der Link zur jeweiligen Veranstaltung, teils mit Infos dazu, gesetzt wird, schien es leichter, das dort zu tun. Außerdem passen die Musikkritiken hier ins restliche "wuchernde Unkraut" des Grünzeuchs nicht so recht hinein.
Bisher besprochen wurden: Bobo in white wooden houses, Watcha Clan, Max Raabe & das Palast Orchester, Camille O'Sullivan, Katzenjammer, The Red Hot Chili Peppers, Poutrelles Fever, Malediva, Ganz Schön Feist, Shantel und Metric. Fortsetzung folgt, einfach ab und zu mal schauen. Klassikkonzerte bleiben aus verschiedenen Gründen wohl weiterhin eher ausgeklammert; aber mal sehen.
Das grünliche Gedudel findet ihr bei Interesse mit diesem Klick oder da---->
am rechten Rand im Menü, unten, verlinkt unter "andere nette Gewächse" (auch wenn es zugegebenermaßen eigentlich kein anderes ist; oder zumindest kein nettes; aber dafür wenigstens ein Gewächs). Zumindest dann, wenn die Roll-L(e)iste seltenerweise nicht bockig ist und mal schlichtweg funktioniert. Das soll es geben. Manchmal. Gerüchtehalber.
Warnung: In Efeus Konzertblog warten (natürlich ganz subjektive) Berichte auf euch, keine Konzertfoto-Kolonnen! Denn - nota bene! - knipsen können andere besser und Frau Feu genießt lieber den Moment, als sich diesen durch dauerndes, wahnhaftes Alles-in-Bild-und-Ton-festhalten-Müssen zu zerstören. Viel Spaß! Oder aber Entschuldigung.

Nachtrag: Kommentare sind übrigens nicht nur hier, sondern auch dort gern gesehen.
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