Freitag, 11. Dezember 2009

Peace, Mann!

Die USA haben's nicht leicht. Keiner ihrer Präsidenten kann's dem Ausland wirklich rechtmachen und nachhaltig beliebt sein. Irgendwie hat der ganze Rest der Welt, deren Macht-, Einfluss-, Schöpfungs-, Zivilisations- und Sympathiespitze Amiland doch immer so gerne sein möchte (oh schauet auf dieses Volk von Heroen und Edlen!), immer was zu meckern oder spotten. Es will sie einfach keiner liebhaben. Und es wäre natürlich zu viel verlangt, mal zu überlegen, woher das wohl kommt (Neid, es ist doch sicher immer nur der Neid!).
Gerade mal vor einem Jahr sind sie ihren Fluch, will sagen: nachsagungshalber historisch schlechtesten Präsidenten, nach seiner 2. Amtszeit endlich losgeworden und haben einen weltweit frenetisch bejubelten Sympathieträger und angeblichen Neue-Ära-Einleiter gewählt, da wackelt die Bude schon wieder.

Der Mann bekommt den Friedensnobelpreis - und keiner gönnt ihn ihm. Gemein! Denn das ist nun auch wieder falsch; amerikanische Präsidenten können es einfach nicht richtig anstellen. Gemein, gemein! Und dann steht es auch noch multimedial und auf den Straßenprotesten ein bisschen im Lichte, als sei es die Schuld der USA, dass Obama den Preis bekommt, da die arroganten Amis sich ja immer alles anmaßen, was ihnen nicht zusteht, kennt man ja, so sindse. Gemein, gemein, gemein! Es könnte wenigstens die Welt angemessen das Nobelpreis-Komitee hassen. Aber da sitzen ja nur NorwegerInnen; die zu hassen, ist irgendwie unüblicher (die Öffentlichkeit bewegt sich lieber auf sicherem Meinungsterrain), als wenn es die Amis wären. Da passt das Image des Sich-Aufplusterns irgendwie so schlecht. Auch wenn das nur daran liegen mag, dass Norweger in der Welt imagetechnisch so unbeschriebene Blätter sind (ein Elch hier, ein bisschen Eiseskälte dort und ein gemusterter Strickpullover - was aber helfen diese Alltagsklischees in der Sache? Dass Norwegen noch eine Monarchie ist, wissen die meisten nicht mal - und wenn, wird's hübsch verklärt). Man hat es auch nicht leicht als politischer Mensch.

Blöd nur, dass ein Mann ausgerechnet diesen Preis erhält, in den zwar viele Erwartungen gesetzt wurden, der aber bisher vorrangig viel geredet hat - speziell, was Friedensprozesse angeht. Dabei säße doch die selbsternannte einzig wahre und letzte Weltmacht so oft am längsten Hebel, auch zu handeln.
Schon bei der Bekanntgabe der Preisträger im Oktober schlugen die Wogen hoch. Als der Gute den Preis gestern endlich erhielt, wirkte das Ganze schon etwas albern angesichts der Tatsache, dass er just die Truppenverstärkung in Afghanistan beschlossen hatte. Da half auch noch so viel Charisma nichts und seine etwas unbeholfene Rede über, paraphrasiert gesagt, die einsteinisch umschriebene, unendliche Dummheit der Menschen, die ihn Krieg verachten, aber dennoch für nötig und daher richtig halten lässt. Das Nobelpreis-Komitee betonte einmal mehr, ebenso unbeholfen, hier seien eine Botschaft, eine politische Klima-Kehrtwende in der Ankündigung und damit ein Signal ausgezeichnet worden, nicht etwa ein Ergebnis. Auch Glamour-Michelle, abwechselnd dauerlächelnd und dauerfeierlich dreinblickend, als goldgelbes Glitzerbonbon oder in der beschleiften Verkleidung als Osterei (sie hat da terminlich irgendwas verwechselt bei den "großen Festen des Christentums"), wird sicher wieder Tausende hysterischer und geschmacksneutraler Frauen zum Nachahmen ihrer hachsogenialen Modestilsicherheit veranlassen, aber retten konnte sie den Zwiespalt der Preisvergabe nicht, selbst zum Ablenken von Inhalten hat es nicht gereicht. Mist auch.

Barack himself indes hat trotz ansonsten schwacher Rede kapiert, was es mit den christlichen Haltungen am Jahresende und deren Theatralität auf sich hat - und das einzig Richtige getan: Demut zur Schau getragen. Demut kommt immer gut, wenn man infrage gestellt wird, und ist auch etwas, das ausgesprochen wenig amerikanischerpräsidentartig ist. Zwischen den halbseidenen Sätzen zum Krieg vermittelte der Friedensmann, dass ihm das Ganze eigentlich selbst auch etwas peinlich ist. Diesen genialen, diplomatischen und charakterstark wirken sollenden Schachzug wird ihm wieder keiner danken, schließlich ist er ja amerikanischer Präsident. Armes Volk da drüben, es mag sie einfach keiner, was auch immer sie probieren (zu sagen, nicht zu tun, versteht sich). Friede mit ihnen!

Keine Kommentare:

Counter