Dienstag, 12. April 2011

Tunnelblick (8): Fit bleiben im Alter

Irgendwo im wochenendlichen S-Bahn-Nirvana stellte sich wieder einmal die philosophische Frage, es ob es sehr spät oder sehr früh war. Auch zwei einander gegenüber sitzende, lässig-coole Jungs, deren Alter vermutlich noch eine Eins vorne trug und deren IQ es eventuell ins Dreistellige geschafft hatte, bemühten sich eifrig, diese Frage zu klären. Ferner waren sie lautstark debattierend damit beschäftigt, sich selbst dafür zu loben, dass sie erstens ausnahmweise nüchtern und zweitens zum ersten Mal um diese Zeit schon statt noch unterwegs waren. Sie waren deshalb ziemlich aufgeregt. Das Gedächtnisprotokoll erlaubt folgende Paraphrasierung eines besonders erhellenden Diskussionsabschnitts:

Typ 1: "Also man würde doch denken, zwei so Typen wie wir, voll jung und gut drauf und so, Samstagnacht in der S-Bahn, die sind besoffen und kommen vom Feiern."
Typ 2: "Ja, Mann. Das denken ja immer alle die anderen. Und sind jetz voll genervt. Dabei sind wir grad echt nüchtern."
Typ 1: "Jetzt fällt einem das mal so auf."
------ Denkpause ------
Typ 1: "Ich find das auch krass, wie viele Ältere so um die Uhrzeit immer unterwegs sind! So voll normale Leute und so. Musst du dir mal vorstellen, die fahren jetzt alle zur Arbeit wie jeden Tag und so! Und wir sonst ja nich, auch nich zum Bahnhof, Alter! Sondern wir kommen sonst ja vom Feiern und gehen schlafen. Krass!"
------ Denkpause ------
Typ 2: "Die arbeiten aber vielleicht auch nich alle, die jetz hier so rumsitzen. Is doch Wochenende."
Typ 1: "Na mann ey, es gibt auch Jobs, da musst du auch am Wochenende arbeiten. Also auch richtige Jobs, nich nur Werbung verteilen und so."
Typ 2: "Ja aber... die könnten doch auch vom Feiern kommen!?"
Typ 1: "Na nee, ich mein' ja so die Normalen. Die Älteren. Die schon 30 sind oder so."
------ Denkpause ------
Typ 2: "Ältere mit 30 können auch feiern gehen."
Typ 1: "Echt?"

Samstag, 2. April 2011

Der Schmerz mit dem Scherz

Anders als letztes Jahr (ja, war lahm, na und?) hatte Efeu gestern irgendwie weder Lust auf noch Inspiration für einen Aprilscherz. Revoluzzerhaft aber war dann der Gedanke, mal alles anders zu machen – und die Grünzeuch-LeserInnen in den zweiten April zu schicken! Hm. Abgesehen davon, dass man von gestern überfüttert ist von allerlei wahnsinnig spaßigen Fehlmeldungen in Medien großer und kleiner Art (schön war aber etwa die Ente der taz und die Reaktion der Opfer darauf): Nee, unoriginell. Zu durchsichtig. Vielleicht sollte man Enten am 1. Mai veröffentlichen. Andererseits klingt "Mai, Mai!" dämlich und am 1. Mai liest hier eh keiner, weil – regional unterschiedlich – die einen mit Liebesbäumen und die anderen mit Steineschmeißen beschäftigt sind. "Juni, Juni!" dagegen käme vom hämischen Sprechrhythmus her wieder hin. Oder ein Scherz am 1. Dezember? Mitten rinn in den kitschigen W[zensiert]-Deko-Rausch?
Wie auch immer: Revolte gegen das Establishment! Traditionen sind dazu da, um gebrochen zu werden!
Beschämt, schulterzuckend, sinnfrei und halbherzig entschuldigt sich die Autorin jedenfalls auf das Allergrünste für diesen völlig substanzlosen und überflüssigen Blogeintrag.
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