Samstag, 26. Dezember 2009

Ren-ault?

Jaaa, mir ist bewusst, dass es vermutlich eher ein Seat ist (wobei: Wer weiß – die wesentliche Stelle ist sozusagen nasal verstopft), aber wer würde sich das Renault-Wortspiel entgehen lassen wollen?

Jedenfalls glorios, was sich manche Menschen so während der W[zensiert]-Zeit zum Auffallen einfallen lassen:


Wahrscheinlich waren die Befestigungen fürs Geweih noch von der Fußball-WM 2006 übrig. Kuschelhorn statt Flagge zeigen: 100 grüne Originalitätspunkte von mir.

Montag, 21. Dezember 2009

Der helle Wahnsinn

Ich bin ja ein treu ergebener und sich vor Begeisterung stets überschlagender Fan von sowohl allem, was mit W[zensiert] zu tun hat, als auch von Rummeln (zur Verständlichmachung über die Region hinaus: Letzteres nennt sich andernorts auch Jahrmarkt, Volksfest, Kirmes, Kirchweih, Bend, Dom oder wie auch immer). Macht mir beides sofort gute Laune. Entsprechend finde ich es unschlagbar fantastisch, wenn beides sich vereint. Enorm besinnlich und rekordverdächtig festlich-erhaben ist das Ungetüm rund um den Alex. Wem wird nicht gleich ganz wohlig, urig und feierlich zumute dabei? Man möchte andächtig verharren, den Zweigen beim Knistern zuhören und gemeinsam Hausmusik betreiben!

Ausblicke aus dem Büro:




Richtig: What a panorama! Sensationell!

Das wilde Geflimmere und Geblinke aus dem Augenwinkel und leider auch über den Augenwinkel heraus (es wird ja so schön früh dunkel, also hat man von dem grellen Irrsinn richtig viel) lenkt auch gar nicht ab und stört die Konzentration null. Schön ist auch, wenn man zwecks gelegentlicher, die Konzentration steigern sollender Luftzufuhr ein Fenster zu öffnen wagt: Die gepeinigten und volltrunkenen feierlichen und menschenliebeerfüllten Schreie Lobpreisungen, die von den Überschlagsschaukeln, Freier-Fall-Simulationen, erstarrenden Riesenrädern & Co. ans Ohr dringen, bringen einen erst so richtig in die passende Stimmung zum Fest der Liebe und zur inneren Einkehr am Jahresende. Hach!

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Wortschatz

Heute muss Wandertag gewesen sein. Morgens war so ziemlich jeder U-Bahn-Waggon randvoll mit teils sortierten, teils unsortierteren Blagen, aufgeregt sich um Plätze prügelnd ("Nee, wir wollen nich, dass Selma bei uns sitzt! Selma, geh weg, du stinkst!") und somit ganz übliches, niedliches Kindergeblubber absondernd.
Schön ist aber, wenn Kinder Fremdwörter benutzen. Besonders schwer sind Adjektive. Ich bezweifle zum Beispiel, dass der piepsende Neuköllner Knirps (höchstens 2. Klasse), ein echter Schatz, eine Negativaussage treffen wollte, als er sich mit seinen Kumpels (inspiriert von den flimmernden Bildschirmen des "Berliner Fensters" und deren Filmtipps) über anlaufende Kinofilme unterhielt: "Ey, Leute! Leute! Ich hab den verfickten Trailer schon gesehen!"
Aber alle Achtung, netter Versuch.

Montag, 14. Dezember 2009

Shao Das Ding

Große Asia-Supermärkte sind nicht nur überbordende Konsumtempel, sie sind auch heilige Stätten des Entdeckens und unerschöpfliche Quellen höherer Unterhaltung. Manchmal wird die Anschauung auf harte Proben gestellt, weil unklar ist, worum es sich handelt; Ratefreunde kommen somit auch besser auf ihre Kosten als mit jedem "Die ZEIT"-Jahresrätsel. Apropos kosten: Am spannendsten ist hierbei die Abteilung mit den Snacks, Knabbereien und Nasch-Leckerlis. Jüngste Empfehlung für jene, die mauloffen staunen wollen (was - selbstredend - darauf beruht, dass der Europäer zutiefst skeptisch, ignorant, ängstlich, langweilig und unexperimentierfreudig ist, wenn er ein Ding nicht kennt): getrocknete Salz-Sardellen, stilecht in der klassischen Knistertüte! Also wer beim nächsten Fernsehabend mal was anderes will als immer nur Popcorn, Schoki, Kekse oder die Reste aus der offenen Chipstüte, der knuspere doch 'ne Tüte kleine, schwarze Trockenfische. Natürlich inklusive Augen.

Freitag, 11. Dezember 2009

Peace, Mann!

Die USA haben's nicht leicht. Keiner ihrer Präsidenten kann's dem Ausland wirklich rechtmachen und nachhaltig beliebt sein. Irgendwie hat der ganze Rest der Welt, deren Macht-, Einfluss-, Schöpfungs-, Zivilisations- und Sympathiespitze Amiland doch immer so gerne sein möchte (oh schauet auf dieses Volk von Heroen und Edlen!), immer was zu meckern oder spotten. Es will sie einfach keiner liebhaben. Und es wäre natürlich zu viel verlangt, mal zu überlegen, woher das wohl kommt (Neid, es ist doch sicher immer nur der Neid!).
Gerade mal vor einem Jahr sind sie ihren Fluch, will sagen: nachsagungshalber historisch schlechtesten Präsidenten, nach seiner 2. Amtszeit endlich losgeworden und haben einen weltweit frenetisch bejubelten Sympathieträger und angeblichen Neue-Ära-Einleiter gewählt, da wackelt die Bude schon wieder.

Der Mann bekommt den Friedensnobelpreis - und keiner gönnt ihn ihm. Gemein! Denn das ist nun auch wieder falsch; amerikanische Präsidenten können es einfach nicht richtig anstellen. Gemein, gemein! Und dann steht es auch noch multimedial und auf den Straßenprotesten ein bisschen im Lichte, als sei es die Schuld der USA, dass Obama den Preis bekommt, da die arroganten Amis sich ja immer alles anmaßen, was ihnen nicht zusteht, kennt man ja, so sindse. Gemein, gemein, gemein! Es könnte wenigstens die Welt angemessen das Nobelpreis-Komitee hassen. Aber da sitzen ja nur NorwegerInnen; die zu hassen, ist irgendwie unüblicher (die Öffentlichkeit bewegt sich lieber auf sicherem Meinungsterrain), als wenn es die Amis wären. Da passt das Image des Sich-Aufplusterns irgendwie so schlecht. Auch wenn das nur daran liegen mag, dass Norweger in der Welt imagetechnisch so unbeschriebene Blätter sind (ein Elch hier, ein bisschen Eiseskälte dort und ein gemusterter Strickpullover - was aber helfen diese Alltagsklischees in der Sache? Dass Norwegen noch eine Monarchie ist, wissen die meisten nicht mal - und wenn, wird's hübsch verklärt). Man hat es auch nicht leicht als politischer Mensch.

Blöd nur, dass ein Mann ausgerechnet diesen Preis erhält, in den zwar viele Erwartungen gesetzt wurden, der aber bisher vorrangig viel geredet hat - speziell, was Friedensprozesse angeht. Dabei säße doch die selbsternannte einzig wahre und letzte Weltmacht so oft am längsten Hebel, auch zu handeln.
Schon bei der Bekanntgabe der Preisträger im Oktober schlugen die Wogen hoch. Als der Gute den Preis gestern endlich erhielt, wirkte das Ganze schon etwas albern angesichts der Tatsache, dass er just die Truppenverstärkung in Afghanistan beschlossen hatte. Da half auch noch so viel Charisma nichts und seine etwas unbeholfene Rede über, paraphrasiert gesagt, die einsteinisch umschriebene, unendliche Dummheit der Menschen, die ihn Krieg verachten, aber dennoch für nötig und daher richtig halten lässt. Das Nobelpreis-Komitee betonte einmal mehr, ebenso unbeholfen, hier seien eine Botschaft, eine politische Klima-Kehrtwende in der Ankündigung und damit ein Signal ausgezeichnet worden, nicht etwa ein Ergebnis. Auch Glamour-Michelle, abwechselnd dauerlächelnd und dauerfeierlich dreinblickend, als goldgelbes Glitzerbonbon oder in der beschleiften Verkleidung als Osterei (sie hat da terminlich irgendwas verwechselt bei den "großen Festen des Christentums"), wird sicher wieder Tausende hysterischer und geschmacksneutraler Frauen zum Nachahmen ihrer hachsogenialen Modestilsicherheit veranlassen, aber retten konnte sie den Zwiespalt der Preisvergabe nicht, selbst zum Ablenken von Inhalten hat es nicht gereicht. Mist auch.

Barack himself indes hat trotz ansonsten schwacher Rede kapiert, was es mit den christlichen Haltungen am Jahresende und deren Theatralität auf sich hat - und das einzig Richtige getan: Demut zur Schau getragen. Demut kommt immer gut, wenn man infrage gestellt wird, und ist auch etwas, das ausgesprochen wenig amerikanischerpräsidentartig ist. Zwischen den halbseidenen Sätzen zum Krieg vermittelte der Friedensmann, dass ihm das Ganze eigentlich selbst auch etwas peinlich ist. Diesen genialen, diplomatischen und charakterstark wirken sollenden Schachzug wird ihm wieder keiner danken, schließlich ist er ja amerikanischer Präsident. Armes Volk da drüben, es mag sie einfach keiner, was auch immer sie probieren (zu sagen, nicht zu tun, versteht sich). Friede mit ihnen!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Werbeaussage verfehlt

Lustig sind Schreibfehler v.a. dann, wenn sie einen Widerspruch in sich produzieren. Wunderbare Aushebelung dessen, was hier eigentlich gesagt werden soll, eindrucksvoll auf den zu Bewerbenden per Großbild-Plakat losgelassen:





Enorme Kompetenz zeigt sich hier. Oder auch Kompetends oder so. Schon witzisch, wenn man ausgerechnet an diesem Wort hängenbleibt und lachen muss. Da hinterfragt man gleich auch noch das "günstig". ;-) Sauber!

Montag, 7. Dezember 2009

Ergebnisse der Umfrage 1: "Ist es gut, dass Efeu jetzt bloggt?"

Vielen Dank für die engagierte, zahlreiche und illustre Teilnahme an der Eröffnungsumfrage! Da ich Umfragen liebe, wird es nicht die letzte gewesen sein...
Und damit das Ganze inkl. eures wahnsinnig arbeits- und zeitaufwendigen Mitwirkens nicht ohne Echo und Verwertung verpufft, sollt ihr auch immer die Ergebnisse erfahren, für die Nachwelt konserviert:

***

Die Frage war: "Ist es gut, dass Efeu jetzt bloggt?"

Antworten:

1. "Toll! Freu mich! Noch spannender als der KiKa-Sendeschluss!"
11 Befragte, 64 Prozent

2. "Manchmal is mir sehr langweilig, dann les ich mal rein."
3 Befragte, 17 Prozent

3. "Mir doch wumpe."
2 Befragte, 11 Prozent

4. "Hat die nix Besseres zu tun?"
0 Befragte

5. "Ohgott! Da leuchtet bei mir die grüne Alarmlampe auf!"
1 Befragter, 5 Prozent.

***

Eigentlich geht es bei Befragungen ja immer v.a. um die Auswertung. Dank der klassischen, sozialwissenschaftsmethodologisch sehr beliebten 5er-Skala und einer enormen Stichprobe von n=17 sind die Aussagen garantiert als absolut fraglos repräsentativ einzustufen. ;-) Andererseits hab ich grad keine Lust.

Zwei Anmerkungen nur noch:

I) Eine Person brach die Anonymität der Studie, indem sie der Abteilung Meinungsforschung des Grünzeuch-Mediendienstes mitteilte, dass sie die Antworten missverstanden und somit die Studie verzerrt habe - denn sie habe die fünfte Antwort in der irrtümlichen Annahme gegeben, das sei die Doppelplus-Antwort, schließlich sei eine grüne Alarmlampe doch etwas Positives. Ehe die Leiterin der Studie nun die wohlmeinende "Schleimer!"-Kelle rausholt, weist sie darauf hin: Solche Verzerrungen sind bei Befragungen aller Art normal und einkalkuliert, also keine Sorge oder Reue! Auch wäre ein solches Ergebnis ohne wenigstens einmal Antwort 5 auch unglaubwürdig gewesen. Also danke für die Credibility.

II) Den 64 Prozent der Teilnehmer ist mitzuteilen: Bernd das Brot wird das sicher hart treffen! Nicht, dass es seine Laune oder seine Misanthropie noch verschlimmern würde. Wie auch.

So, und nun hopp hopp, weitermachen, die nächste Umfrage wartet auf euch (rechts oben)! Diesmal zu einem noch viel relevanteren Thema. ;-)

Hupkonzert

Kürzlich in der Innenstadt, auch Kreuzberg genannt, zur Zeit der sog. Rush Hour: Der Verkehr staute sich, an der roten Ampel zerriss die gefräßige Autoschlange plötzlich ein wimmerndes, scheinbar wütendes, irgendwie seltsames Staccato-Hupen. Irritiertes Umherschauen, wer sich denn da wohl gerade derart abgehackt aufregte und worüber (denn trotz der Verkehrsdichte schien alles friedlich zu sein, nichts bewegte sich, aber es "pennte" auch keiner, was das Umschalten der Ampel anging oder Ähnliches), ergab die Ursache oder auch den Urheber. Dieser vereinte amüsanterweise sämtliche Klischees in sich - auch, weil es Kreuzberg war - und brach sie zugleich wieder: Der Grund für das Hupgequake war ein alter, dicker Türke mit Schnauzbart in einem alten, dicken Benz (ohne Schnauzbart). Er schien gerade zur Musik, die er vergnügt hörte, ordentlich abzugehen wie Schmidts Katze und veranstaltete auf Armaturenbrett und fatalerweise auch Lenkrad ein Schlagzeug-Solo. Von seinem Livekonzert und der Wirkung aufs Umfeld bekam er offenbar nichts mit. Muss 1A Mucke gewesen sein. Man, that rocked!

Sonntag, 6. Dezember 2009

Warum der Nikolaus zum Amt muss

Happy Nico, Freunde des gepflegten Kitsches!

Wo aber isser geblieben?

Wer sich umsieht (und auch, wer nicht herumsieht, sondern den Blick - jahresenddepressiv, ignorant, nerdig oder soziophob - kaum vom Boden hebt: der sogar erst recht!), wird feststellen: Der alte Brauch, zum Morgen des 6. Dezember seine Stiefel zu säubern und beeindruckend hochglanzpoliert vor der Tür abzustellen, ist in der Nichtigkeit versunken. Und wenn schon irgendwo Botten rumstehen, dann erstens ungeputzt und zweitens in den meisten Fällen eher durch Zufall, denn das nasse Wetter animiert zum Teppich-/Laminatschonen und daher zum Trieftreter-Draußenlassen. Machen die lieben Kleinen auch eher, weil sie müssen, als weil sie selbst auf die Idee kämen oder sich gar süße Belohnung versprächen.
Das ist nicht nur ungeheuer frustrierend für den Nikolaus. Sondern da kommen auch mehrere kindliche sowie gesamtgesellschaftliche Trends zusammen.

Zum einen der Jugendtrend, nichts mehr ernst zu nehmen und auch keinen Respekt mehr vor den Erwachsenen zu haben (hach, es ist ein Jammer!), erst recht nicht vor denen mit roten Mänteln, schweren Säcken und irgendwelchen Prügelknechten im Schlepptau: "Guck mal Mama, der hat aber einen BMI von mindestens 30! Und wahrscheinlich hat er nichts Ordentliches gelernt, drum konnte er nicht BWL studieren und muss nun Müllmann sein! Und Asi-Klamotten trägt der auch!"

Zum anderen mangelnde Nachhaltigkeit: Es ist einfach wurscht, ob man sich schlecht oder gut benommen hat, Hauptsache es lohnt sich. Und da es unabhängig vom Benehmen Süßigkeiten & Co. (und sei's nur zum Ruhigstellen) und auch immer insgesamt Nahrung im Überfluss zu geben scheint, ist kein Reiz mehr am Füllwerk im Schuh.

Hiermit zusammen hängt auch das Dritte: "Apfel, Nuss und Mandelkern" reißen kein Kind mehr vom Hocker. Vitamine kennen die Blagen nur als irgendwie gefährlich und hierbei vor allem aus dem Profisport. Hat irgendwas mit Radfahren, Dressurreiten und Leichtathletik zu tun und diesem korrupten Chinesen namens Do Ping und ist verboten. Eh man keine Medaille, keinen Ruhm und keine Kohle kriegt, lässt man das Zeug also vielleicht besser weg. Und gegen Nüsse sind die meisten heute allergisch. Also Schoki, auch wenn die Ernährungsberater dann wieder meckern. Und die gibt's ja eh dauernd, warum sollte man die in Stiefel tun statt in den Mund? Ansonsten ist auf dicke, fette Geschenke zu hoffen, was nicht nur in der Wirtschaftskrise schwierig ist, sondern auch in der völligen Übersättigung an "Dingen", da muss schon was kommen, um Eindruck zu schinden und vom Hocker zu reißen: Ah, irgendwie ganz cool, danke.

Zum Vierten: Strafen sind auch blöderweise irgendwie out und gesellschaftlich eher geächtet. Der Retro-Charme der Rute, der Frage, ob man denn auch brav war, und des "Dann bekommst du nichts!" (respektive: "Dann darfst du jetzt nicht ans Nintendo!") im Nein-Falle zieht irgendwie nicht mehr. Aber wenn schon gestraft werden soll, dann erledigen das die Eltern lieber stolz selbst: Wenn ich mein Kind schon verhaue oder maßregele, dann doch wenigstens auf die sportliche Art! Ich miet mir doch nicht hintenrum so'n Schlägertyp und Auftrags-Kinderquäler! Der Nikolaus da mit seiner Russenmafia, tss. Am hippsten allerdings ist es, das Ganze im Falle eines Falles der "Super-Nanny" zu überlassen. Die sieht dabei auch besser aus als der blöde, olle Vintage-Clausi mit dem angeklebten Bart (zumal die Farben der Saison Lila und Fuchsia sind und nicht Rot). Zumindest, seit sie sich die zusammengewachsenen Augenbrauen ausdünnt. Die sind vielleicht noch von ihrem Job als Nikoläusin übrig gewesen und nun hat sie die Zeichen der Zeit erkannt. Sie kämpft in der Wirtschaftskrise um ihre derzeitige Arbeitsstelle, sie will nicht wieder abrutschen und im Lange-Mäntel-Segment landen, wo sie schwerbepackt in der Kälte von Tür zu Tür ziehen muss.

Zum Fünften ist es auch ein Problem der bösen, bösen Bekleidungsindustrie.
Als ich mal mehrere Paar Schuhe zum Schuster brachte und mich beim Abholen freute, dass ich nun für teils doch erstaunlich wenige Kröten (Ferseverstärken: 3 Euro; Absatz neu verschrauben/stabilisieren: 2 Euro; Naht kleben: 1 Euro; nur neu besohlen etc. ist immer rasant teuer) plötzlich wieder Schuhe hatte, entsponn sich ein Gespräch mit dem Schuster. Der verwies auch darauf, dass er sein Leistungsangebot zwingend immer mehr erweitern und daher auch Leute einstellen habe müssen (Schlüsseldienst, Änderungsschneiderei, Spezialreinigung, Gravuren, Stempel, Fotoservice(!), Geschenkartikel(!!)...), um überhaupt noch Kunden anlocken zu können, die dann "nebenbei" auch mal kleinere, nie größere, Reparaturen an ihren Schuhen vornehmen ließen, wenn sie schon mal da seien. Die meisten kauften auch lieber viele billige Saisontrends als wenige gute, hochwertige, aber teure Schuhe. Das lohne sich dann eben nicht, die zu pflegen.
Heute werden Schuhe weder repariert noch geputzt. Sie werden weggeworfen und ausgetauscht gegen neue. Schuhe putzen ist für Kinder irgendwie aus einer anderen Welt. Abgesehen davon, dass die meisten Schuhe - speziell, aber nicht nur, für Kids/Teenies - sich nicht zum Putzen eignen: Textil, Spezialkunststoff, Kunstleder, Glitzer hier und Applikation dort, siebzehn Raffungen und Falten, und weil's nicht reicht, machen wir noch zwei Schnallen drauf. Schuhe nicht putzen (nicht müssen UND nicht können) führt den Stiefel-vor-die-Tür-stell-Brauch irgendwie ad absurdum.

So kommt es, dass der arme Nikolaus zum Amt musste, um Hartz IV zu beantragen. Es ist demütigend für ihn. In seinem Alter bekommt er ja auch nichtmal mehr 'ne Umschulung (z.B. zur Super-Nanny) gefördert. Er wartet auf die Rente, aber da nicht überliefert ist, dass er Anspruch auf welche hätte, zumal er eh schon steinalt ist, hangelt er sich von Minijob zu Minijob und ertränkt seinen Frust darüber, nicht gebraucht zu werden, in Lebkuchenlikör und Orangenschnaps. Das verbessert wiederum sein gesellschaftliches Image nicht unbedingt. Zum Glück war er bisher so klug, nicht einzugehen auf das Angebot, diese Schmach zu bearbeiten oder gar zu beenden, indem er zwecks Imagepolierung Einladungen als Gast bei einem Daily Talk (hey, gibt immerhin bis zu 400 Euro pro Sendung!) zu Themen wie "Ich bin ein Dinosaurier, keiner braucht mich" oder "Sozialschmarotzer: Du machst 'n dicken Stiefel auf unsere Kosten" angenommen hätte.

Traurig, aber wahr: Momentan geht er seiner alten, vormals hochqualifiziert erlernten und mit hohem sozialen Ansehen verbundenen Ursprungstätigkeit in Form eines 1-Euro-Jobs nach. Für diejenigen, wenigen Versprengten, die in nostalgischer Verklärung doch wollen, dass ihr Kind seine Schuhe vor die Tür stellt: notfalls auch ungeputzt und von den Eltern selbst dort hingestellt, weil das Kind es irgendwie uncool und peinlich findet. Verständlich, dass er unter diesen Arbeitsbedingungen nicht gerade hochmotiviert ist. Fachlich hochwertige Spezialservices wie Ruteschwingen, Gedichtabfragen, Liedsingenlassen und Sündeninquisition lässt er da einfach weg.

Knecht Ruprecht wurde übrigens schon vor geraumer Zeit wegrationalisiert. Klassische Professionen, die seine waren (wie die Geschichte mit der Rute), hat schon vor Langem der Nikolaus mitzuübernehmen begonnen (auch wenn ihm das, wie wir gesehen haben, nur Aufschub und nicht Rettung verschaffte). Seufzend, aber aus der Not heraus, denn Angestellte konnte er sich schon lange nicht mehr leisten. Ein Memento Mori wie Ruprecht (moderne Strafknechte heißen außerdem Wieprecht, nicht Ruprecht, Gruß an Radio Eins) will heute keiner mehr auf seine Kinder loslassen. Von den Formularen beim JobCenter soll Rupi, anders als der intellektuelle St. Niklas, überfordert gewesen sein. Nach extremer Langzeitarbeitslosigkeit und später Obdachlosigkeit (ihm fehlte es aber an Charme, um ein paar Exemplare von "Motz" oder "Strassenzeitung" abzusetzen, er wurde dabei auch in der U-Bahn zu oft beim Schwarzfahren erwischt) soll er sich Gerüchten zufolge erst die Leber und dann das Leben genommen haben.

Putzt nächstes Jahr eure Stiefel und stellt sie fordernd vor die Tür! Irgendwann wird die Nachfrage beim JobCenter ankommen. Rettet den Nikolaus!

Grüne Grüße
von Frau Feu

[weihnachtsmuffelig, aber alberne Bräuche wie Heimlich-Stiefel-Füllen (oder auch, im Frühling, Bunte-Eier-Verstecken) irgendwie unterhaltsam findend]

Dienstag, 1. Dezember 2009

Von Minaretten und Menuetten

Von wegen neutral: Ich glaub, meine Grüße aus dem letzten (oder eher ersten... na, egal) Posting an die Schweizer muss ich zurücknehmen. Weltoffen? Tolerant? Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass es sich bei dem Vorurteil, dass die Alpenvölker alle stockkonservativ und außerdem sehr wunderlich seien, egal, was sie von sich selbst behaupten, gar nicht um ein Vor-Urteil handelt. Eher schon um ein Ver-Urteil. We are not amused.

Ein schillerndes Beispiel dafür, dass unser allgemeiner Schrei nach mehr Basisdemokratie mit Mitteln von Volksabstimmung, Volksentscheid & Co. ein Land auch fein in die gesellschaftliche Scheiße reiten kann, weil das Volk leider nicht immer mit Weisheit gesegnet ist, wenn nur die Werbestrategie und Polemik einer der aufrufenden Richtungen gut genug sind: 57,5 Prozent der Schweizer - na gut, Ehrenrettung: 57,5 Prozent von ca. 54 Prozent, die es interessiert hat - wollen keine Minarette in ihrem schönen Ländli und sind der Meinung, dass man dies auch schlichtweg verbieten kann. Mit Islamfeindlichkeit und Intoleranz hat das natürlich gar nix zu tun! Nein, nein! Das ist nur... das ist nur so halt. Wegen der Angst. Genau. Und weil es ja ein freies, offenes Land bleiben soll, und neutral obendrein. Dass das Ganze in sich absurd ist, zudem gegen europäische Rechtsstandards (hier von "Recht", nicht von "rechts") verstößt und auch nicht gerade ein gutes Lichtli auf die Schwyzer und den Geist, des' Kind sie zu sein scheinen, wirft, war wohl nachrangig. Fassungslos hofft die Verfasserin, dass die eine oder andere Verfassungsklage nachfassen und Erfolg haben wird. Nicht, weil hohe Türme baulich toll und Muezzinrufe sehr angenehm sind (könnte mir auch vorstellen, dass mancher da nur aus seiner persönlichen Genervtheit heraus abgestimmt hat - mich nervt Kirchglockengebimmel am frühen Sonntag auch). Sondern weil mit nichts zu rechtfertigen ist, aus kulturellen Gründen unter dem Deckmäntelchen reiner Bauvorschriften solche Doppelmoral zur Schau zu tragen.

Lustig auch, dass Umfragen im Vorfeld mal wieder versagt haben. Shame on the meinungsforschungsinstitute - or on the luegende when being asked. Nicht, dass korrekte Meinungsbilder im Vorfeld was geändert hätten. Oder doch? Die ewige Frage.

Während ich überlege, warum zum Geier eigentlich Schweizer Käse so lecker ist (boykottieren wäre einfach schwer), muss ich schmunzelnd an einen Bekannten denken, der gerne mal beim Reden "Minarett" mit "Menuett" verwechselt(e). Na gut, sowas ist normal. Ich kenn da auch eine gewisse, nicht uneloquente oder dumme Dame, die sich erst dank der Hilfestellung durch Verona Pooth, ehemalige Feldbusch, mit der Kurzform "Hallus" merken kann, dass es "Halluzinationen" und nicht "Hazulinationen" heißt. Also, für alle Unsicheren die Erklärung: "Menuett" war und ist Kultur, "Minarett" ist ab sofort offenbar keine mehr. Menuett: mit Vorbau, Minarett: mit Abbau. Nein, halt, das stimmt nicht. Abgebaut wird nix. Nur nicht neu gebaut. Angesichts der Tatsache, dass es in der Schweiz bisher gerade mal 4 Minarette gibt, belegt das wieder einmal die soziologisch hochinteressante, in Studien immer wieder gemachte Beobachtung, dass Fremdenskepsis oder gar -feindlichkeit immer dort am größten zu sein scheint, wo am wenigsten fremdkulturelle Anschauungsobjekte vorhanden sind, die es zu fürchten gäbe. Watt der Bauer nich kennt, det frisster nich.
Aber zurück zu den Menuetten. Eine Freundin bekam vor Jahren den Auftrag einer Tanzschule (Kultur!), für die historisch angelehnte Aufführung einer Jugendgruppe (Kultur!) Menuettkleider und -anzüge (Kultur, Kultur!) zu schneidern. Dies tat sie auch im Akkord. Vom Honorar wurden zur Hälfte juristische Fachbücher (ok, lassen wir als Kultur durchgehen) gekauft und zur Hälfte Spirituosen, Liköre und Sirups zwecks Grundstockbildung einer Hausbar (kein Kommentar). Selbst hatte ich nun als sekundäre Nutznießerin an netten Cocktail-mix-Abenden deutlich mehr von den Flaschen als von den Büchern, ob das Kultur hatte, sei nun dahingestellt. Fazit aber: Kultur entwickelt sich in jeder (Teil-)Gesellschaft erst auf- und dann stetig abwärts.

Doch der Kultur und der Besinnung auf alte Werte vor lauter Angst vor Unbekanntem kann, sogar mit Appell ans Hirn, aufgeholfen werden. Wer braucht Minarette und Menuette, wenn er auch 'ne Motette haben kann:

"Der Geist hilft unser Schwachheit auf, denn
wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret;
sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste
mit unaussprechlichem Seufzen.
Der aber die Herzen forschet, der weiß, was
des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen
nach dem, das Gott gefället.
Du heilige Brunst, süßer Trost,
Nun hilf uns, fröhlich und getrost
In deinem Dienst beständig bleiben,
Die Trübsal uns nicht abtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
Und stärk des Fleisches Blödigkeit,
Daß wir hie ritterlich ringen,
Durch Tod und Leben zu dir dringen.
Halleluja, halleluja."

(J. S. Bach: "Der Geist hilft unser Schwachheit auf", doppelchörige Motette, BWV 226 - falls der HU-Chor mal was Anderes singen will, als die armen Heiden immer zum Loben anzutreiben.)

Mir gefällt hier, der Bibel und dem ollen Luther sei's gedanket, vor allem die Textzeile "Und stärk des Fleisches Blödigkeit", na wenn das nicht unser Schwachheit aufhilft, mit oder ohne Geist. Und wehe, jetzt bimmelt 'ne Kirchenglocke.

Samstag, 28. November 2009

Willkommen!

Hallo, liebe SurferInnen,

dann mal ein herzliches, saftig grünes Willkommen (oder eher ein herzliches Beileid für die Entscheidung, sich diesen Bio- bis Sondermüll reinzuziehen?) auf 'nem Blog voller Grünzeug!

Und da alle schönen Subdomains, die ich eigentlich(TM)(c)(R) hätte haben wollen, schon belegt waren - was mich auch bisher u.a., neben völliger Redundanz, abhielt von der Blog-Eröffnung -, hier auch dieser Name in der weltweit beliebten und bekannten Schreibweise mit CH. Auch, aber nicht nur, für die Freunde aus der Schweiz. Grüezi miteinand.

Ja, man muss sich den Gruppenzwängen und den Trends der Zeit beugen, zeitgemäße Kommunikationsformen voll ausschöpfen, stylish und cool und up2date und hip sein und, der Duden trägt es nun auch als Wort ein (drückt sich aber um die Festlegung, welches Geschlecht das zum Verb zugehörige Substantiv im Deutschen haben solle), unbedingt "bloggen". Is wichtich.
Warum?
Weil. Und wegen.
Also alles raus, was keine Miete zahlt!

Ich lern dann auch eifrig die passenden EDV-Fachbegriffe auswendig - oder nö, doch nich, da gibt es Wichtigeres, was das Hirn fassen und halten muss. Aber vielleicht ist durchs Niederschreiben der eine oder andere gestrüppartige, krause Gedanke dann aus dem Hirn raus und das Ganze tut einen guten Zweck: Festplatte freischaufeln.

Wenn das Zeug dann auch noch wer lesen (und ggf. kommentieren) mag, umso schöner.

Grüne Grüße und viel Spaß,
Efeu :)
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