Sushi ist lecker. Viel Sushi ist viel lecker. Im Idealfall zumindest. Dieses komische Ding namens Kultur hängt eigentlich auch noch mit dran, aber (nicht nur) der Deutsche tickt gern nach dem Prinzip "Quantität vor Qualität". Glück ist, wenn sich beides nicht ausschließt. Beim All-you-can-eat-Buffet benehmen sich aber Zeitgenossen gern mal daneben. Ellbogengesellschaftsartiges Hamstern pro Buffetgang, sobald etwas Neues hingestellt wird, nach dem Motto "Nach mir die Sintflut" sowie streng nach dem wissenschaftlichen Forschungsinteresse "Wie viele Happen lassen sich auf einem Miniteller stapeln?", ist auf der Tagesordnung. Auch das ist ein Grund, es sich mal anzutun: Denn man kann dabei hervorragend Menschen studieren.
Teil eines lecker-bunten Treibens waren jüngst neun(!) an einen Tisch gequetschte, sehr junge AsiatInnen; mutmaßlich SchülerInnen oder Frischlingsstudis. Sie tranken nichts, plünderten nur das Buffet. Während ihres höchst geselligen Futterns und Quasselns ließ sich rätseln, welcher Herkunft sie waren; Efeu tippt aufgrund Tonfall und Physiognomie am ehesten auf KoreanerInnen (3 betont süße Mädels, 6 zum Teil beeindruckend nerdige Typen). Ihr Stimmgewirr blieb konstant angeregt sowie rätselhaft. Um kurz vor 21 Uhr richtete plötzlich einer, offensichtlich der hier Lebende und von den anderen Besuchte in der Gruppe, angesichts des lange nicht mehr nachgefüllten Buffets auf Deutsch eine - zunächst sehr höfliche -, Frage gen Tresen hinüber an den Küchenmeister: ob da nicht noch anderes Sushi nachkommen werde?! Dieser machte eine abwehrend-abwinkende Geste und verneinte knapp. Wie aus der Pistole geschossen kam es da in bestem berlinischen Stil (Wortwahl, Tonfall, Spontaneität, Bissigkeit, Ironie und Humortyp) - Sarrazin wäre vielleicht begeistert über so viel Integration - vom jungen Gast zurück: "Oh, schön! Bis 22 Uhr is offen, dann hamse ja jetz 'ne Stunde frei!"
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vor 5 Wochen
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