An der Treppe des U-Bahnhofs Jannowitzbrücke sitzt zwischen jungen Szenejunkies – die mutmaßlich aus dem nahe gelegenen, halblegalen Techno-Drogen-Schuppen an der Dircksenstraße kommen, in welchem ganzwöchentlich ganztägige Nacht herrscht – ein alter, nicht mehr ganz ansprechbarer, verwahrloster Obdachloser. Nicht mehr ansprechbar? Verwahrlost? Nein, er brodelt, er rockt. Denn in seinen Ohren klemmen Stöpsel. Weiße. Um seinen Hals hängt ein iPod Touch, die Beats halten ihn am Leben, sein Fuß wippt kaum merklich. Die Apple-Sekte macht selbst vor dem Anfixen Hilfsbedürftiger nicht Halt. Und kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Die U8 rollt an, am Hermannplatz dann auch die U7. Zwei betont lässige, coole Männer um die 30 steigen ein, mit Schirmmützen und Anmutung großer Welt- und Lebenskenntnis. "Hey, yeah!", ruft einer flapsig in Rockerattitüde ins Abteil; ein ganzer Kerl dank Chappi. Die beiden zücken ihre Instrumente: Gitarre, Klarinette sowie Beat-Begleitung von der Konserve. Die Mimik dazu könnte von Billy Idol stammen. Dann spielen sie mit Hingabe "Nothing's Gonna Change My Love For You" von Glenn Medeiros.
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