Wenn das Maß voll ist: gewissenhafter Müllabwurf in Griffweite des überquellenden Eimers gestapelt, beim KdK, Pfingsten 2017. |
Gegenmaßnahmen? Die Stadtreinigung BSR, dank gewiefter Werbeagentur Meisterin der lustigen Wortspiele, stellt bei ihrer Aktion "Kehrenbürger" sogenannte "Kehrpakete" zur Verfügung (Warnwesten, Besen, Greifzangen, Handschuhe und Mülltüten) und entsorgt später die Sammlungen, wenn Hobbyschwaben und Schöner-Wohnen-Sehnsüchtler mit Kind und Kegel ihren Kiez selbst säubern wollen. Um Ökologie geht es dabei nicht, nur um Wegräumen. Gegen Wauwaus Kacke wurde letzten Sommer im Berliner Hundegesetz eine Beutelpflicht eingeführt, die mit Bußgeld droht, aber nicht greift: Solange nicht kontrolliert wird, das Personal fehlt, wirkt sich das Beutel-mitführen-Müssen ebensowenig aus wie das Kot-beseitigen-Müssen, auf dessen Missachtung es schon lange Bußgelder gibt. Und Müllabwurf-Rekordhalter Neukölln listet, beinahe prahlerisch, seine "15 Hotspots der Vermüllung" (sollen es Tipps sein? Oder Stationen zum Sightseeing?) als Galerie der größten Gemeinheiten: Gut die Hälfte der per App gemeldeten Ordnungswidrigkeiten im Bezirk seien illegale öffentliche Müllvergehen, so Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), und oft handele es sich um den "Hausrat von Menschen, die in Berlin nur auf der Durchreise sind". Da lacht das berlinische Herz: Also wir sind dett ja nich, dett sind ümma die anderen, die blöden Touris und so, siehste. Nur doof, dass weder Fahndungen noch Patrouillen noch höhere Bußgelder noch Imagekampagnen das Bewusstsein ändern. Ob es hilft, sich den Dreck auf der IGA mit einer "begehbaren Müllskulptur" zu euphemisieren? Oder sich spießbürgerlich zu echauffieren?
Schön zu wissen allerdings ist: Zumindest auf einem der größten regelmäßigen Müll bzw. Wegwerfgeschirr produzierenden Events, dem Karneval der Kulturen, herrscht Plan im Chaos und eine gewisse Gewissenhaftigkeit bei manchen, wie das obige Rückblickfoto belegt. Kreuzberg weiß eben noch, wie man ökologisch nachhaltig Müll produziert und entsorgt – und den Reinigungskräften wenigstens die Arbeit erleichtert, wenn schon der Eimer belegt (oder das Fass zum Überlaufen voll) ist. Hach! Die Welt ist gut!
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