Freitag, 16. Juni 2017

Müll, Geröll, Gebell

Es ist nicht neu: Berlin ist nicht nur cool, Berlin ist auch schmutzig. Hundekot, Abfall, Sperrmüll und Schmutz beschämen oft das Stadtbild, beißen sich mit den Hochglanzprojekten und Schnöselarealen, verderben so manchem die Freude an der bunten Metropole. Dreck, Essensreste, Fallengelassenes, Einweggeschirr, alte Möbel, ausrangierte Technik & Co. finden sich an Straßen, in Parks, an Seen. Nichts scheint gegen illegalen Sperrmüll zu helfen, auch nicht gegen Party-People-Hinterlassenschaften. Irgendwie meint man, andere Großstädte bekämen das besser hin, hätten die besseren Maßnahmen, die besseren Tierhalter, die besseren Bewohner, die besseren Besucher. Und das gilt in den Stadtrandbezirken teils ebenso wie in der von "Durchgangsverkehr" gebeutelten Innenstadt.

Wenn das Maß voll ist:
gewissenhafter Müllabwurf
 in Griffweite des überquellenden Eimers
gestapelt, beim KdK, Pfingsten 2017.
Gegenmaßnahmen? Die Stadtreinigung BSR, dank gewiefter Werbeagentur Meisterin der lustigen Wortspiele, stellt bei ihrer Aktion "Kehrenbürger" sogenannte "Kehrpakete" zur Verfügung (Warnwesten, Besen, Greifzangen, Handschuhe und Mülltüten) und entsorgt später die Sammlungen, wenn Hobbyschwaben und Schöner-Wohnen-Sehnsüchtler mit Kind und Kegel ihren Kiez selbst säubern wollen. Um Ökologie geht es dabei nicht, nur um Wegräumen. Gegen Wauwaus Kacke wurde letzten Sommer im Berliner Hundegesetz eine Beutelpflicht eingeführt, die mit Bußgeld droht, aber nicht greift: Solange nicht kontrolliert wird, das Personal fehlt, wirkt sich das Beutel-mitführen-Müssen ebensowenig aus wie das Kot-beseitigen-Müssen, auf dessen Missachtung es schon lange Bußgelder gibt. Und Müllabwurf-Rekordhalter Neukölln listet, beinahe prahlerisch, seine "15 Hotspots der Vermüllung" (sollen es Tipps sein? Oder Stationen zum Sightseeing?) als Galerie der größten Gemeinheiten: Gut die Hälfte der per App gemeldeten Ordnungswidrigkeiten im Bezirk seien illegale öffentliche Müllvergehen, so Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), und oft handele es sich um den "Hausrat von Menschen, die in Berlin nur auf der Durchreise sind". Da lacht das berlinische Herz: Also wir sind dett ja nich, dett sind ümma die anderen, die blöden Touris und so, siehste. Nur doof, dass weder Fahndungen noch Patrouillen noch höhere Bußgelder noch Imagekampagnen das Bewusstsein ändern. Ob es hilft, sich den Dreck auf der IGA mit einer "begehbaren Müllskulptur" zu euphemisieren? Oder sich spießbürgerlich zu echauffieren?

Schön zu wissen allerdings ist: Zumindest auf einem der größten regelmäßigen Müll bzw. Wegwerfgeschirr produzierenden Events, dem Karneval der Kulturen, herrscht Plan im Chaos und eine gewisse Gewissenhaftigkeit bei manchen, wie das obige Rückblickfoto belegt. Kreuzberg weiß eben noch, wie man ökologisch nachhaltig Müll produziert und entsorgt – und den Reinigungskräften wenigstens die Arbeit erleichtert, wenn schon der Eimer belegt (oder das Fass zum Überlaufen voll) ist. Hach! Die Welt ist gut!

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