Dienstag, 2. März 2010

Ed Wood lebt!

Eigentlich wollte ich den Eintrag "Holy shit!" nennen. Gut gepasst hätte es, aber zweimal "Scheiß[e]" hintereinander als Blogeintrags-Titel, das war selbst mir zu viel Gosse.
Darum hier die Erkenntnis aller Erkenntnisse, mal schnell zur Nacht aus dem Noch-immer-Lachen in die Welt getippt: Der schmerzliche Verlust Ed Woods ist gesühnt qua Wiedergeburt, auch Uwe Boll sollte sich warm anziehen! Denn den Namen Scott Stewart muss man sich dringend merken. Schlechtere Filme kann eigentlich niemand machen.

Schlechte Laune war bei mir vor dem schlechten Film. Diese zu bekämpfen mit der guten, alten Cineasten-Tradition der "Sneak Preview": Sowas ist immer eine Spitzenidee. Da man nie erwartet, was einen da erwartet! Gar Schlimmes ward dort schon geseh'n - doch alles ist steigerbar, und wer sich in Filmen schnell zu langweilen droht, dem sei ein spezielles Machwerk wärmstens ans Herz gelegt. "Legion" heißt das gute Stück, und ich kann versichern, es ist kurzweilig. Bis auf die Dialoge vielleicht, die vier- oder fünfmal das Muster "Als ich noch klein war..., und mein Vater sagte damals zu mir..." wiederholen (dafür bringen sie auch dringend Zitierwürdiges an anderen Stellen hervor). Das Setting im abgelegenen Highway-Diner erinnerte schnell an "From Dusk Till Dawn" - und so falsch war diese Ahnung nicht. Eine Melange aus Zombie-Horror, Zeugen-Jehovas-Apokalypse, Unterschichtendrama und Heldenepos, das Ganze unlogisch, vorhersehbar und trashig bis zum Gehtnichtmehr: Das Ding kann unmöglich ernst gemeint sein, aber ich fürchte, es ist es. Das unterscheidet diesen peinlichen, aber dadurch unterhaltsamen Mist auch vom Tarantino- oder Hongkongkino-Trash. Ach, und die christliche Bibelbotschaft nicht zu vergessen! Welche auch immer! Sinn ergibt das Ganze keinen.

Schön auch: "grandiose" schauspielerische Leistungen (Dennis Quaid und Paul Bettany müssen Kohle grad bitter nötig haben), Anfängerfehler beim Schnitt (was ist schon 'ne Blickachse?), Special Effects auf Sandmännchen-als-Kosmonaut-Niveau, Faschingskostüme inklusive animierter Engelsflügel sowie Kulissen, die irgendwo zwischen "meine erste Modelleisenbahn" und Theaterbauten der Freien Bühnen Klein-Kleckersdorf rangieren (selten in einer Großproduktion Felsen erblickt, die so nach Pappmaché aussahen). Nein, ich glaub, ich lese lieber nicht nach, was das Werk gekostet hat.

Also, wer noch berlinalegeschädigt ist und genug Intellektuellen-Filme hatte: Ab 18.3. gut wappnen, ab ins Kino und im Zweifel Schnaps mitnehmen oder vorher konsumieren. Viel Spaß!

3 Kommentare:

elpollo hat gesagt…

Großartig, werde ich mir heute Abend gleich mal ansehen.

Rob-sy hat gesagt…

Ich hab dir doch gesagt: Geh ins Pornokino - da weißte was de hast und kaum böse Überraschungen. ;-)

Efeu hat gesagt…

Aber auch nur KAUM, wa? ;-P

@elpollo: Ich will nicht wissen, wie und warum, oder? ;-)
Glaube übrigens nich, dass in diesem Fall die Originalversion was rausreißt. Auf Deutsch kann man sich wenigstens noch drüber amüsieren, dass Dennis Quaid den harten Hund mit der Synchronstimme von Al Bundy gibt.

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