Donnerstag, 5. August 2010

Tunnelblick (2): R-Ente

Viel zu lange vernachlässigt wurde die noch neugeborene Rubrik Tunnelblick. Reine Schusseligkeit, denn eigentlich vergeht selten ein Tag ohne Merkenswertes aus ÖPNVhausen und den Anrainerorten. Exemplarisch dafür steht die folgende Szene.

In den frühen Abendstunden in der U7 gen Spandau lassen sich zwei ältliche Damen mir gegenüber nieder. Sie sind bereits mitten in einem ökonomischen Fachgespräch, das ich schnell paraphrasierend gedächtnisprotokollieren möchte, ehe ich den möglichst nahen Wortlaut vergesse.
"Ja, das ist ja klar", meint die eine, "wir haben ja auch unser Leben lang hart und aufrichtig gearbeitet und jetzt dürfen wir uns eben ausruhen und kriegen unsere Rente. Aber die Jungen heute, ganz ehrlich... warum sollten die mal irgendwas kriegen, die Jungen arbeiten doch kaum. Die wissen gar nicht, wie das geht. Fangen erst so spät an oder einfach nie, und zahlt von denen ja auch keiner irgendwo ein. Und richtige Arbeit ist das ja auch nicht, was die so machen. Die sitzen ja nur an Computern. Oder warten auf ihre Rente." Die andere wendet ein: "Na die behaupten ja immer, sie kriegen keine Arbeit. Grad gibt's ja wohl auch wirklich nicht viel. Die tun mir schon leid, die jungen Leute, warum sollen die sich noch bemühen." Die erste Dame zuckt zunächst mit den Schultern, dann schüttelt sie mit dem Kopf: "Nee, weißte, das glaub ich gar nicht. Das senden die nur so im Fernsehen. Guck mal, nach dem Krieg hatten wir nix, gar nix gab es da sonst von irgendwas - aber Arbeit, die gab's ja selbst da!"

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