Die Faszination des Bösen hat mal wieder gesiegt. Am Sonntag traute ich mich auf das Badstraßenfest, Verzeihung, auf das "Herbstfest" in der Weddinger Badstraße (whatta bad street). Zwischen mit dem Kopf nickenden, quietschenden, batteriebetriebenen Plüschhunden und den unvermeidlichen luftgefüllten Etwassen prangte Bekleidung vom anderen Stern und auch sonst ein Festival des schlechten Geschmacks.
Auf den ersten Blick war das Ganze ein gefundenes Fressen für die Multikultikritiker dieser Tage; auf den zweiten aber eigentlich mehr für die Multikultikritikerkritiker. Denn die geschätzt 90 Prozent "Menschen mit Migrationshintergrund" wirkten im Durchschnitt friedlicher, geistvoller und integrierter als die wenigen anwesenden "Deutschen" (zudem: Wie viel deutscher und am Gemeinleben interessierter kann man noch werden, als auf ein Stadtteilfest zu gehen? Auf dass die Kinder die Hüpfburg bevölkern und man sich bei Wurst, Zuckerwatte und Schlager an der Bierbühne trifft?). Ein deutsches Highlight war ein dicker, alter, leer glotzender Suffspießer, der seinen wabbelnden Bierbauch spazierentrug in einem T-Shirt mit der Aufschrift: "Ich bin Angler! Willst du meinen Wurm sehen?" Oh ja, dringend, kann mich kaum halten.
Beeindruckt hat mich aber dieser Stand mit türkischen oder arabischen Importen:
Zahnarzt-Utensilien wie Winkelspiegelchen: okay. Jedem seine eigene, praktisch angelegte Phobiebewältigung. Warum zum Geier aber ein Speculum und andere gynäkologische Folterinstrumente? Auf einem Familienstraßenfest passte das prima zwischen die Batteriehunde. Man muss also nicht mehr auf Fachmessen schlurfen, weder als Medicus noch als BDSM-Szenegänger. Das nenne ich wahre Toleranz und Integration von Subkulturen - und bin, äh, ergriffen. Vaginalapplizierte Grüße zur Wochenmitte.
1 Kommentar:
Wie viel deutscher und am Gemeinleben interessierter kann man noch werden, als auf ein Stadtteilfest zu gehen?
Simpel: Ein Schützenverein wäre eine gute Lösung. ;-)
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