Sonntag, 23. Dezember 2012

Tunnelblick (14): Last exit: long joke

Ein Greis im Elektrorollstuhl verbietet im Bus laut und wiederholt seiner Frau – mit Rollator unterwegs, aber jünger und rüstiger als er –, sich mit einer anderen Frau zu unterhalten, die auf dem Platz neben ihr sitzt; sie dürfe und müsse ausschließlich mit ihm reden, und zwar die ganze Zeit, denn ihm sei langweilig. Neben seinem E-Rolli-Stellplatz sitzt ein hospitalisiert vor und zurück wippender Teenager und spielt teilnahmslos auf seinem Smartphone herum, wenn er nicht gerade, weiterhin wippend, einsteigende Frauen anglotzt. Weiter hinten produziert sich ein Mensch mit türkischem Migrationshintergrund lautstark in sein dem ureigensten Zwecke (dem Telefonieren) dienendes Handy hinein, er habe "voll krass Weihnachtsstress"; irgend jemandem will er zum Fest der Feste im Übrigen eine Schreckschusspistole schenken. Hinter ihm thront ein beeindruckend klangvoll dauerheulendes Kleinkind in teuren Designer- und Markenklamotten und weiß eigentlich nicht mehr genau, warum es flennt. Muttern versucht es zu beruhigen, indem sie ihm allerlei Geschenke verspricht. Die als Expressbus getarnte Geisterbahn setzt ihren vollbesetzten Weg stets behäbig und verlässlich fort, nachdem der Busfahrer liebevoll an jedem Halt alle Passagiere einmal kollektiv angebrüllt hat, dass sie die Tür versperren. Genügend Omas regen sich darüber auf. Ebenso über den von der Schneewelt draußen hereingetragenen Matsch, der einen beim Laufenwollen in dem Verkehrsmittel "ja umbringt". Lankwitz.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Wilde Schilde(r) II

Immer wieder mal gibt es interessante Schilderzusammenstellungen. Was will uns dieser Sammelmast sagen? Man beachte dabei vor allem das ungewöhnlich detaillierte Schild in der Mitte.
Vorschläge:
A) Hier nur unbemannte 30-Tonner, Menschen bitte die andere Seite benutzen.
B) Männer mit Hut dürfen maximal 29 Tonnen wiegen, sagen ihre Frau und ihr Kind.
C) 30 Tonnen schwere Männer haben keinen Zutritt – vor allem, wenn sie einen Hut tragen und ungelenk Fußball spielen. Leichtere Frauen und Kinder (ohne Hut, aber auch ohne Füße) dürfen immerhin nach rechts / fühlen sich im Recht.
D) 30.000 Menschen denken, hier sei das Ministry of Silly Walks. Ist aber nebenan.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Zitat der Woche (24)

Lautsprecherdurchsage der Zugabfertigerin auf einem S-Bahnhof, ohne Einleitung und ganz erfüllt von menschelnder Sorge warmherzig herausgebrüllt:
"Jetz reicht's mir aba! Raus aus de Gleise, aba janz schnell!"

Sonntag, 25. November 2012

Zitat der Woche (23)

Die Mutter der Protokollantin kommentiert die Feststellung, dass Ostern 2013 schon Ende März und damit sehr früh liege, gedankenverloren folgendermaßen:
"Ja, deshalb ist ja Heilig Abend diesmal auch schon ganz früh." 
(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung)

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Ö-Eier

Trotz multilateralen Unmuts und Verwirrtseins: Jahr für Jahr beginnt bekanntlich in Kalenderwoche 35, spätestens allerdings am 1. September, in den Märkten das unsägliche W-Fest – das, dessen Name nicht genannt werden darf. Auch wenn die MitarbeiterInnen es oft noch nicht angemessen feiern, so startet zumindest aber, pars pro toto, das große Auftürmen leckerer und weniger leckerer, kitschiger und noch kitschigerer Artikel. So weit, so normal (da "normal" von "Norm" kommt). Dass neuerdings allerdings die Saisonware der üblichen Verdächtigen bereits im Oktober sogar für Ostern feilgeboten wird, ist zumindest verwunderlich. Regelrecht skandalös dagegen – und da war sie wieder, die Norm, die Gleichmacherei – ist, dass der Osterhase sich inzwischen, wenn das Produkt es erfordert, sogar als Nikolaus oder W[zensiert]smann verkleidet! Zumindest sieht er ihm täuschend ähnlich. Schmückt sich da einer mit fremden Rentieren?
Spannung, Spiel, Schokolade und wichtige Feste: All in one und das schon im Herbst!
So wird das Ü-Ei zum O- oder Ö-Ei. Oder auch zum Öh?-Ei.
Abgesehen davon beruhigen uns die vielzitierten, leidigen Deppenleerzeichen, dass der Euro sich nicht entwertet, es hier noch was gibt fürs Geld: für nur 79 Cent Kinder, ein Ü-Ei oder Oster-Anhänger. Na, vom Preis-Leistungs-Verhältnis her würden sich aus dieser Auswahl die meisten wohl eher nicht für die Süßware entscheiden. Oder "und" statt "oder"? Gibt es das alles für 0,79 Euro? Öh, ey?

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Sturm, Steine, Sand und Sinn

Ähnlich wie localhost möchte ich normalerweise solch private Einblicke nicht in meinem Blog haben, aber es gibt Träume, die einfach einer Diskussion bedürfen. Rätsel gibt mir dabei v. a. die Frage auf, warum ich so einen Mist träume:

Nachdem ich auf einer rauschenden Hochzeit zu Gast gewesen war, die open air stattfand und in Regen, Sturm und Unwetter versank, wurde ich auf einer steinigen, staubigen Landstraße ausgesetzt, auf der ich nun in Festmode entlangschlurfe. Die Straße, die diese Bezeichnung kaum verdient, ist so staubig, dass es dort erstens wohl nie verkehrstechnische Modernisierungen (auch "Asphaltierung" genannt) gegeben und zweitens noch nie geregnet hat. Drumherum gibt es das große Nichts, allerdings ist ein verlassenes ostdeutsches Nest ausgeschildert. Ein Auto rauscht vorbei, im Inneren streiten Männer in Anzügen, etwas fliegt versehentlich aus dem Fenster. Am Rand der Straße finde ich es: Es ist das Handy von Peer Steinbrück. Der SPD-Kanzlerkandidat nutzt übrigens das ganz alte, klassische Nokia aus den 1990ern (hieß das Modell 3310?) in schmuckem, charakterstarkem Mausgrau. Während ich noch überlege, was ich damit nun mache, wie ich es ihm wieder zukommen lasse oder ob sich das erstmal auf irgendeine Weise journalistisch verwerten lässt, klingelt es. Nach kurzem Zögern nehme ich ab. Helmut Kohl ist dran. Er herrscht mich wütend und wirr an, wer ich sei, er wolle doch "den Steinbrück noch was fragen", und legt wieder auf.

Ah, ja. Mir drängt sich die Vermutung auf, mit manchen Träumen wollen mir mein Un- und Unterbewusstsein absolut rein gar nichts sagen. Die sollen auch keine Probleme lösen. Sondern die sind schlicht von vorne bis hinten Müll. Oder wurde an mir schon eine neue Wahlkampfform ausprobiert?

Sonntag, 7. Oktober 2012

Zitat der Woche (22)

Entscheidet selbst! Die Kandidaten:

(1) Eine Freundin der Protokollantin hat eine stichhaltige Theorie, wieso Gott im Neuen Testament weniger blutrünstig, rachsüchtig und grausam ist als im Alten Testament und warum brutale Tests der Gläubigen, etwa wie bei Abraham oder Hiob, nicht mehr vorkommen:
"Ist doch klar, warum Gott im Neuen Testament milder und nachsichtiger ist: weil er inzwischen Vater geworden ist." 

(2) Eine kleine Gruppe überdrehter, aufgedonnerter, sehr junger Frauen arabischer Abstammung (für die Herren Sarrazin und Buschkowsky: ohne Kopftücher) lacht den einzigen Kerl aus, der mit ihnen unterwegs ist; eine von ihnen bringt es auf den Punkt:
"Selber schuld, wenn du dir 'ne deutsche Frau suchst! Dann musst du dir dein Frühstück nämlich selber machen!"

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Rotgrünschwäche

Treibt die Gentechnik seltsame Blüten? Vielmehr habe ich als Stadtkind wohl schlicht keine Ahnung von Mutter Natur und ihren Früchten:
Jetzt hätte ich das doch glatt für Tomaten gehalten! Peinlich!
Bananen sind's jedenfalls nicht. Glaube ich. Das Grünzeuch grüßt sonnig zum Einheitstag.

Donnerstag, 27. September 2012

Im Reich der Tränen

Wer den guten, alten Grundsatz "Man ist immer so alt, wie man sich anfühlt" vergessen oder nicht verstanden hat, bekommt ihn von der Geschenkartikelkette Nanu-Nana in der Kuschelkitsch-Ecke sehr plastisch dargestellt:
Da hat sich das Dekorateurhandwerk richtig Gedanken gemacht. Man beachte auch die Chronologie: hübsch von oben und jeweils von links nach rechts zu lesen, wie ein Buch. Diese Leseweise ist ein selbstverständlicher Standard unserer Kultur – ebenso die übermittelte Botschaft. Gehen wir uns einsargen! Anyone for flashmob?

Sonntag, 23. September 2012

Zitat der Woche (21)

Eine jüngere Zuschauerin nahe einer Bootsanlegestelle kommentiert bei "Wannsee in Flammen" das (recht kurze) Feuerwerk:
"So sieht dann auch der Rhein aus ..."

Sonntag, 16. September 2012

Zitat der Woche (20)

Typ in den Zwanzigern seufzt gelöst und geschmeichelt in sein Handy:
"Also det jeht mir wie Öl, Alter, wa."

Sonntag, 9. September 2012

Zitat der Woche (19)

Auf der DamenFrauentoilette einer trashigen Metal-/Gothicbar ruft eine dunkel Durchgestylte, die ihren Longdrink sogar dahin mitgenommen hat, in glockenhell flötendem Säuselton nach ihrem vor der Klotür wartenden Freund:
"Schatz, hilfst du mir bitte mal grade? Ich muss kotzen."

Sonntag, 26. August 2012

Für Horst

Es gibt Menschen verschiedensten Alters, die einem allmählich, oft aber auch sehr spontan ans Herz wachsen. Böse scheint die ganze Welt, wenn solch ein Mensch gehen muss, noch dazu, wenn das vermeintlich sehr plötzlich ist.

Verlieren wir einen Freund, verlieren wir vieles. Das gilt aber nicht für die gemeinsame Zeit. Egal, wie kurz oder lang sie gewesen sein mag.

Tschüs, lieber Horst. Einigen Menschen haben deine Erzählungen, deine Entwicklung und deine positive Einstellung viel Kraft gegeben. Deine Partnerin (schön war's mitzubekommen, wie man auch im hohen Alter nochmal frisch verliebt sein kann) und deine Familie brauchen nun auch viel davon. Immer, wenn ich Max Raabe höre, muss ich schmunzeln und an dich denken; das wird vermutlich so bleiben und auch auf viele andere Gelegenheiten zutreffen. Ich mag die Vorstellung, dass nun die Originale für dich singen, wenn dir danach ist.
Mach's gut da oben!



Freitag, 17. August 2012

Tunnelblick (13): Geldreligionen, Weltreligionen

Die hitzegebeutelte, stickige, volle S1 besteigen vier Halbwüchsige mit Migrationshintergrund, die sich sehr laut und damit den ganzen Großwaggon unterhalten. Thema sind zunächst Nationalitäten und Hautfarben. Sie beschimpfen sich gegenseitig feixend als "armer Nigger", "viel zu dunkel für 'n Araber" und "Hobby-Afrikaner".
Einer meint plötzlich: "Scheißtag, mir is langweilig, soll ich mal wieder 'Brot für die Welt' machen?" Ein anderer findet das eine gute Idee, aber der dritte und vierte Junge versuchen, ihn von der ominösen Aktion abzuhalten: Er solle "immer alles sparen" und "sein Geld zusammenhalten" und "alles nur für sich selber ausgeben", nur so bringe man es im Leben zu was. "Gib den Asis nie was ab! Die sind doch selber schuld!", findet einer. "Nee, aber doch, ich hab da jetz Bock drauf, bei der Hitze, ich will mal wieder 'Brot für die Welt' machen", insistiert der erste. Was er damit meint, ist: sein Portemonnaie öffnen, Münzen herausholen (alles Mögliche zwischen 1-Cent- und 50-Cent-Stücken), sie mit Schmackes auf den Boden schnipsen und quer durch den ganzen Waggon rollen lassen. Alle vier kichern vor sich hin. Eine sitzende Mama mit Baby fragt: "Kriegt ihr zu viel Taschengeld? Wenn ihr zu viel habt, gebt es ruhig mir, ich nehm es gerne." - "Können Sie sich ja vom Boden aufheben", grinst der edle Brotspender. Sie schüttelt fassungslos den Kopf, der Junge lässt weitere Münzen ihrer Wege rollen und verkündet den Anwesenden: "Hier, wer will, Brot für die Welt, alles für alle, könnt ihr euch aufheben!". Auch auf den Hinweis eines weiteren Fahrgastes, wenn er etwas spenden wolle, könne er es doch bedürftigen Menschen, die oft genug in der Bahn herumkämen und zum Beispiel die Straßenzeitung verkauften, direkt geben, denn diese würden sich sicher freuen, antwortet er erneut arrogant: "Die können es sich vom Boden aufheben!" und fügt diesmal erläuternd hinzu: Ein bisschen "was dafür tun" könnten die schon, sich wenigstens mal bücken, "wenn sie schon nicht arbeiten". Die S-Bahn-Insassen sind wie versteinert. Keiner steht auf.

Das Spiel wird den Jungs zu öde. Irgendwie fangen die fantastischen Vier beim Weiterschnattern an, über Religionen zu fachsimpeln. An dieser Stelle konnte die Verfasserin nicht anders, als nahezu zwanghaft die Tonaufnahme-Funktion ihres Mobiltelefons zu aktivieren. Trotz guten Dialoggedächtnisses erwies sich diese Idee als nützlich, da die kleinen not-so-gentle men sich gegenseitig sehr gerne ins Wort fallen.
Junge 1: "Stimmt es eigentlich, dass Maria vom Heiligen Geist schwanger geworden is und nich von Jesus?"
- verwirrtes Stutzen der anderen, inklusive "Häh?"-Lauten -
Junge 2: "Joseph!! Du Penner!"
Junge 3: "Ja mann, die war mit Joseph zusammen!"
Junge 4 lacht nur.
Junge 2 lacht mit: "Jeeesus ... mann ... Alter ..."
Junge 1: "Aber hat der Heilige Geist die nu geschwängert oder was?"
- kurze Stille -
Junge 1: "Oder Gott oder so? Jedenfalls war die nich von ihrem Freund schwanger. Wer war'n das dann, war das jetz der Heilige Geist oder wer hat die geschwängert?"
- kurze Stille -
Junge 2: "Nee, du Pfosten! Der Heilige Geist doch nich! - - - - Oder?
Junge 4 (gedehnt): "Der Heilige Geist ..." (lacht weiter)
Junge 3: "Ey nee, das stimmt nich, ich schwöre, frag mal 'n Priester!"
Junge 2: "Nee, frag die Zeugen Jehovas, die erklären dir das. Die wollen einem immer sowas erklären."
Junge 1: "Is Jehova was mit Juden?"
Junge 2: "Nee, das is so ähnlich wie Christen."
Junge 1: "Katholisch oder evangelisch?"
Junge 2: "Mann, Zeugen Jehovas halt, kennste nich? Die stehen überall rum oder klingeln bei dir."
Junge 3: "Zeugen Jehovas sind aber scheiße. Die sind voll dumm."
Junge 2: "Scientology is aber auch scheiße."
Junge 1: "Ja, aber der Name klingt krass! Total cool! Find ich irgendwie krass geil! Voll wie so 'ne Gang oder so!"
Junge 2: "Die sind aber trotzdem auch scheiße und dumm."
Junge 1 (ehrfürchtig): "Sei-enn-tollo-dschie ..." 
Junge 3: "Nee mann, dumm sind die nich, aber scheiße sind die auch."
Junge 4: "Wie scheiße denn?"
Junge 3: "Gefährlich und so. Irgendwie so. Glaub ich."
Junge 4 hört auf zu lachen.
Junge 1: "Klingt aber echt krass!"
An dieser Stelle wartet der Umstieg. Sowohl der des mitschneidenden Handys, das es inklusive seiner Besitzerin leider eilig hat, als auch der der vier Checker, die inzwischen allerdings auch wild durcheinander gröhlen. Nur noch Schlagworte wie "Sekten", "voll so katholisch", "Islam" und "Moslems, Alter!" bahnen sich akustisch ihren Weg. Es wäre sicher noch erhellend weitergegangen.

Sonntag, 12. August 2012

Zitat der Woche (18)

Mutter zu ihren zwei erwachsenen Töchtern:
"Früher hat euer Vater keine Widerworte gegeben. Da war er auch noch ein MANN! Heute ist er eine richtige Zicke."

Dienstag, 7. August 2012

Würgaholic

Im gähnend leeren Nachtbus lässt sich bisweilen Interessantes finden. Quasi vorwärts rollende Gesellschaftskritik, in welcher sich der Frust verunsicherter, existenzbedrohter Underdogs lyrisch Bahn bzw. Bus bricht.
Appell zum Abkotzen
Das mitschwingende Mitleid, zumindest Mitgefühl, für die armen Reichen kompromittiert nicht. Solidarität einer sozialen Gesellschaft ist alles! Sei auch du dabei!

Freitag, 3. August 2012

Leuchtend Schönes Design

Dass angesichts dauernder Wetterumschwünge mal die Pferde mit einem durchgehen können und man plötzlich seltsame Formen und Farben sieht, ist nachvollziehbar, menschlich und normal. Aber dieses Textildesign – vermutlich eines der hässlichsten, die je entworfen (und auch tatsächlich hergestellt!) wurden – hat die Trendspotterin wirklich und wahrhaftig erblickt! Ehrlich!
Nein, nicht Regina Regenbogen.
Für erwachsene Frauen. Größe L.
Zwei Wochen später hing das Einzelstück (Gott sei Dank! Die Welt wird nicht mit sowas überschwemmt! Was gut ist. Denn manche kaufen alles, wenn man ihnen nur sagt, dass es jetzt angesagt ist) nicht mehr in dem fraglichen Laden. Will sagen: Es wurde schockierenderweise tatsächlich – für übrigens nicht wenig Geld – gekauft! Oder rituell verbrannt? Oder in einer Galerie ausgestellt. Oder für das nächste Billige-Zeichentrickserien-Storyboard als Inspiration verwendet. Oder als textiler Bezug einer exklusiven Schultüte für Erstklässlerinnen verarbeitet. Die Einschulung naht, die Zeit drängt, da muss man nehmen, was man kriegt, wenn der Wunsch "Pferde" oder Ähnliches lautet. Notfalls auch für viel Geld; jeder weiß ja, wie die Kids und ihre Anspruchshaltungen heute sind.

Montag, 23. Juli 2012

Zitat der Woche (17)

Noch nachgereicht werden muss dringend ein Zitat der letzten Woche. Es hätte auch für einen Tunnelblick getaugt, ist aber verbal zu eindringlich. Junge Menschen bandeln an, Berlin 2012, Lektion 1: Sprachreduzierung. Eine Gruppe von Teenagern, geschätzt zwischen 16 und 19, die sich an dem Abend erst kennengelernt zu haben scheinen, nähern sich im Nachtbus an. Ein Männchen (und zwar eines ohne erkennbaren Migrationshintergrund) schlägt den Weibchen weitere gemeinsame Aktivitäten vor:
"Geht ihr morgen Sushi? Lass aber mal nich so spät. Zusammen, ey, ey, zusammen? Geb mir mal Handy, ich schreib Name."

Sonntag, 15. Juli 2012

Zitat der Woche (16)

Familienmitglied der Protokollantin, frisch heimgekehrt und begeistert vom Hip-Hop-Festival "Splash":
"Derbe Kacke Alter, der Shit rockt tight!"

Freitag, 13. Juli 2012

Schulschluss

Vorbeigefahren – vorbei die guten Zeiten:
Neukölln: In die Schule des Lebens hat man keinen Einblick.








Wenn die einfach so zumachen kann, erklärt sich natürlich manches. Für viele hat sie auch dauerhaft Ferien.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Grüner hören

In eigener Sache weise ich auf Folgendes hin: Auf der Musikseite Last.fm (für die ich an dieser Stelle aber absolut keine Werbung machen möchte, ich distanziere mich selbstverständlich auch von allen dortigen Inhalten außer von meinen höchst eigenen, etc. pp. ff. blabla!) bloggt dit Feu seit einiger Zeit ab und zu auch über ausgewählte besuchte Konzerte. Warum ein grünes Spin-Off und warum dort? Da auf besagter Seite automatisch der Link zur jeweiligen Veranstaltung, teils mit Infos dazu, gesetzt wird, schien es leichter, das dort zu tun. Außerdem passen die Musikkritiken hier ins restliche "wuchernde Unkraut" des Grünzeuchs nicht so recht hinein.
Bisher besprochen wurden: Bobo in white wooden houses, Watcha Clan, Max Raabe & das Palast Orchester, Camille O'Sullivan, Katzenjammer, The Red Hot Chili Peppers, Poutrelles Fever, Malediva, Ganz Schön Feist, Shantel und Metric. Fortsetzung folgt, einfach ab und zu mal schauen. Klassikkonzerte bleiben aus verschiedenen Gründen wohl weiterhin eher ausgeklammert; aber mal sehen.
Das grünliche Gedudel findet ihr bei Interesse mit diesem Klick oder da---->
am rechten Rand im Menü, unten, verlinkt unter "andere nette Gewächse" (auch wenn es zugegebenermaßen eigentlich kein anderes ist; oder zumindest kein nettes; aber dafür wenigstens ein Gewächs). Zumindest dann, wenn die Roll-L(e)iste seltenerweise nicht bockig ist und mal schlichtweg funktioniert. Das soll es geben. Manchmal. Gerüchtehalber.
Warnung: In Efeus Konzertblog warten (natürlich ganz subjektive) Berichte auf euch, keine Konzertfoto-Kolonnen! Denn - nota bene! - knipsen können andere besser und Frau Feu genießt lieber den Moment, als sich diesen durch dauerndes, wahnhaftes Alles-in-Bild-und-Ton-festhalten-Müssen zu zerstören. Viel Spaß! Oder aber Entschuldigung.

Nachtrag: Kommentare sind übrigens nicht nur hier, sondern auch dort gern gesehen.

Sonntag, 24. Juni 2012

Wortakrobaten über Ballakrobaten

Wortspiele liegen bei dieser Fußball-EM voll im Trend. Unter anderem grassieren sie auch als Witze per E-Mail: "Welche Tiere können keine Tore schießen? - Robben!", entsprechend lautet außerdem die Steigerung von "Nach-Hause-Robben" dann "Heimgriechen". Huhaahaha. Aber wenn E. Feu solche Witze reißt, wird gemeckert. Unfaire Welt.
Die lokale Berliner Axel-Springer-Zeitung "B.Z.", die ohnehin in letzter Zeit immer mal ein Beleg dafür ist, dass Boulveardjournalismus neben scheiße wenigstens auch mal originell sein kann, verstieg sich vor dem Spiel Deutschland gegen Dänemark gar zum Titelseiten-Aufmacher "Dänen geben wir heute 'ne Packung!". Dabei verkannte die Postille zwar, dass 95% ihrer Zielgruppe den Witz nicht verstehen oder bemerken würden. Aber sei's drum; netter Versuch!

Hier allerdings glänzt ein Sammelsurium wirklich kreativer Sprachgymnastik auf der fußballspezifischen Sonderspeisekarte eines Restaurants auf der Junggesellenabschied-, Flanier- und Touri(abzocke)-Meile Nummer eins, der nun endgültig alternativkunstbefreiten Zone Oranienburger Straße:

Deutsche Tapas und Wortakrobatik in Berlin-Mitte ...
..., aber da muss man sich halt für seine Lokalität auch was einfallen lassen, um noch
jemanden hinterm Ofen - oder derzeit vorm Fernseher - hervorzulocken.
Hoffentlich kann man das lesen. Tschuldjung für die schlechten Fotos, es war schon dunkel und die Speisekarte nur sehr spärlich beleuchtet. Passte aber zum umhergondelnden Volk, das auch etwas unterbelichtet war oder sich vorsätzlich in diesen Zustand soff.
Bleibt die tragische Frage, ob man derzeit eigentlich als Gastronom einpacken kann, wenn man sich dem Fußballwahnsinn nicht anschließt und ihn nicht ausschlachtet. Oder ihn womöglich sogar wieder einmal verweigert.

Montag, 18. Juni 2012

Zitate der (letzten) Woche (15)

Noch nachgereicht für die vergangene Woche - was aber niemanden vom Weiterverfolgen rätselhafter Efeumorde abhalten soll - zwei schöne Zitate.

(1)
Boutique-Verkäuferin quatscht mit russischem Akzent zwei Kundinnen über den Hund ihres Sohnes voll, der so schrecklich sei (der Hund, nicht der Sohn), und sucht nach dem Namen der Rasse (wiederum des Hundes, nicht des Sohnes); wie sich später herausstellt, handelt es sich um einen Dobermann(!):
"Das ist richtige Kampfhund! Sieht aus wie... wie Pinscher! Genau wie Pinscher. Nur größer." 

(2)
Original Berliner Prollmutti brüllt unter dunklen Wolken fürsorglich ihr Kind an:
"Jetzt trödel nich so rum, biste denn bekloppt, mach hinne, det jewittat jedn Moment!"

Freitag, 15. Juni 2012

Efeukiller

Manchen Dingen muss man keine Anmerkungen mehr zufügen.
Außer: 1. Wie wahr, wie wahr! und 2. Ich hab' Angst!

- Schöneberg, Akazienstraße -

Mittwoch, 13. Juni 2012

Crossroller

Wenn das mal keine Idee ist: Endlich lassen sich Fortbewegung und Ganzkörpertraining verbinden! Wer sich im Fitnesstudio schon immer geärgert hat, dass man dort Stunden vergeudet, ohne vom Fleck zu kommen, bekommt hier – für ein Vermögen, versteht sich – die Lösung. Eine Kreuzung aus Roller, Fahrrad, Stepper und Crosstrainer sieht so aus: 
All in one an der Bundesallee: sportives Crossrollerdreirad.
Fit für die Straße? Oder zumindest den Radweg? Ok, denkbar ist, dass man bei der Nutzung ein ganz kleines bisschen bescheuert angeglotzt wird und es minimal peinlich wirkt. Aber wen kümmert das, wenn es um Schönheit, Kraft und Ausdauer kombiniert mit maximalem, profanem Alltagsnutzen und Umweltverträglichkeit geht? Die formale Verkehrssicherheit mit Beleuchtung etc. ist der Autorin im Übrigen ebenso unklar wie die Frage, wie man mit den beim Crosstrainer entlehnten Armhebeln nicht nur schwenkt, sondern auch lenkt. Aber irgendwas ist ja immer.

Für das schlechte Foto durch eine Glasscheibe hindurch entschuldigt sich die radelnde Reporterin übrigens; aber die Inhaber oder Angestellten des teuren Designer-Lifestyle-Ladens mussten nicht unbedingt mitbekommen, dass ihre "Auslage" amüsiert abgelichtet wurde. Schon allein, um Marketingstreits oder gar ein Verkaufsgespräch zu vermeiden. Außerdem soll man ja nicht bremsen, was einmal ins Rollen gekommen ist.

Sonntag, 10. Juni 2012

Zitate der Woche (14)

Wie schon am 28. Mai gibt es diesmal wieder eine unentscheidbare Konkurrenz um das Zitat der Woche.

(1)
Kleines Mädchen im Zoo am Pinguinbecken zu seiner Mutter:
"[sehnsuchtsvoller Tonfall] In dem Pool möchte ich auch mal gerne baden! [Pause] Aber erst, wenn der sauber wäre.  - [längere Pause] Ohh, ich bin jetzt müde, ich will ein Eis." 

(2)
Pärchen in familiärer Runde beim Essen im voll besetzten, gehobenen Restaurant; plötzlich thematisiert der männliche Part sehr laut das Problem Blähungen:
"Also ich bin immer sehr laut und sie hat Giftgas."

Sonntag, 3. Juni 2012

Zitat der Woche (13)

Steptanztrainer versucht, die Schlagtechnik einer Kombination zu erklären:
"Das is im Grunde wie das eine Kurze vorhin, aber irgendwie ... länger."

Samstag, 2. Juni 2012

Leer gut

Nötig ist doch noch ein Nachtrag zum Pfingstwochenende: Zwei wunderbare, professionelle, vor allem aber atmosphärisch dichte Schnappschüsse Fotografien vom 2012er "KdK" (Karneval der Kulturen) dürfen der interessierten Weltöffentlichkeit nicht länger vorenthalten werden, wie die Redaktion nun feststellte. Die Bilder fangen die schöne Stimmung und den Geist der Berliner Kulturveranstaltung inklusive seiner kulinarischen, gesellschaftlichen und stilistischen Vielfalt und seines ökologischen Ansatzes gut ein.

 Karneval der Trinkkulturen (vor allem der Pils- und Pilzkulturen):
Was passiert mit Leergut, wenn die Tonne voll ist und abgeschlossen wird?

"Sie standen an den Hängen und Pisten."
Hier traf es das Bezirksamt Kreuzberg. Aber jeder nur einen Busch!

Montag, 28. Mai 2012

Zitate der Woche (12)

Schwierig, schwierig - um das Zitat der Woche (Pfingsten sei Dank, durch den Feiertag hat das Grünzeug die Woche mal dreist bis zum Montag verlängert) konkurrieren folgende Aussprüche:

(1) 
Eine Freundin, die seit Jahren zu einem eigentlich nonstop arbeitenden Workaholic-Energiemonster mutiert ist, hat sich allen Ernstes extra mehrere Tage Urlaub genommen, um exzessiv das lang ersehnte, nach Jahren endlich erschienene "Diablo III" (oder 3?) zu zocken. Ihre schockierte Selbsterkenntnis zwischen ausdauerndem, nerdigem Computerspielen:
"Ich stelle fest, dass ich doch älter geworden bin: Habe zwischendrin tatsächlich eingekauft und die Wohnung geputzt!" 

(2)
Ein Mann, der - offenbar planend - im Sonnenschein mit Klemmbrett, Laptop und einer (mindestens Geschäfts-)Partnerin im szenigen Kiez um den Helmholtzplatz vor einem Lokal sitzt, welches baustellig im Um-, Aus- oder Aufbau begriffen ist, sagt sinnierend und dramatisch zu der Frau, dem Klemmbrett oder dem Laptop:
"Das wird 'ne Horrorküche. Die werden sich dauernd gegenseitig anzicken und anpissen." 

(3)
Junge Frau, die am Rande des Festumzuges zum Karneval der Kulturen (an dem es doch tatsächlich mal nicht geregnet hat!?) von ihrem Freund wie ein kleines Kind huckepack getragen wird und mutmaßlich nicht mehr ganz nüchtern ist:
"Streiten kann auch mal ganz geil sein."

Sonntag, 27. Mai 2012

Fishing for complications

Ein kulinarischer Kreativitäts-, Flexibilitäts- und Originalitätspreis (leider mit null Euro dotiert; aber es gibt ja zumindest hier Ruhm und grüne Ähre - es sei denn, man findet das Folgende auch ein wenig albern, die Gastrokritikerin ist noch hin- und hergerissen...) geht an das kleine, französische Restaurant "Bardeau" in der Schöneberger Nollendorfstraße. Es löste eine interessante Aufgabenstellung, die eigentlich so ernst gar nicht gemeint war.

Hintergrund: Eine Freundin hatte zu einem Abendessen im kleinen Kreise eingeladen und eine Menüfolge bestellt. Für die Autorin dieses Blogs erbat sie eine Extranichtwurst. Am einfachsten und auch lecker wäre die vegetarische Variante gewesen. Aber nein, der Piscetarierin wollte die Gastgeberin Luxus kredenzen: So sprach sie. Und es ward Fisch. Nicht allerdings ohne ihren Hinweis, dass diese schwierige Person, die es zu bewirten galt, Fisch eigentlich nur dann gerne esse, wenn er "sie nicht mehr anschaue" [Anm. d. Red.: Das stimmt]. Diese Hürde nahm das Restaurant wörtlich und mit diesem Ergebnis:

Das fischt mich nicht an.
Die Skulptur ergab Dorade an Spargel und anderen Leckerlis; Kopf und Schwanz bzw. Flossen waren abgetrennt und auf dekorative, bildnerische Weise (das Lokal versteht sich auch als Kunstgalerie) mit in Form gebackener Blätterteigpastete und Zitrone ergänzt. Woraus das "Auge" war, ließ sich nicht herausfinden.
Nach dem ersten Lachen lautete das einhellige Urteil: Niedlich! Aber guckt er jetzt nicht erst recht um Gnade flehend? Ach was, das Knopfauge ist ja nicht echt, da kann man sich prima in die inkonsequente Tasche lügen. Hach. Toll!

Sonntag, 20. Mai 2012

Zitat der Woche (11)

Klampfender und dazu englische, vermutlich selbstgeschriebene Texte sehr laut singender Gehsteig-Gitarrist ruft zwischen zwei Versen den PassantInnen (speziell einer schmerzverzerrt guckenden, vorbeieilenden Seniorin) hinterher:
"Na? Is doch viel besser als eure ganze Fernsehscheiße, oder nich?"

Mittwoch, 16. Mai 2012

Wilde Schilde(r)


Gute Chancen beim Strafzettel-Anfechten?
Wer mir beim Draufblicken auf diesen Schilderwald (Versuchszeitraum: ein durchschnittlicher Vorbeifahr-Moment) auf Anhieb sagen kann, ob er hier parken, halten usw. darf, erhält das Verkehrsefeublatt am Band, den grünen Schnellrafferorden und die biologisch abbaubare Durchblickfaser erster Ranke.

Anzunehmen ist: Dies ist eine Umweltmaßnahme. Wer das sieht, fährt nur noch Fahrrad. Wahrscheinlich stecken Die Grünen dahinter. Abgefeimt.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Tunnelblick (12): Schwätzen und grabbeln

Drei very short stories aus dem Berliner ÖPNV, alle vom selben Tag:

(1)
In der U7 treibt wieder einmal ein stadtbekannter U-Bahn-Musiker sein Unwesen, dessen hoher Wiedererkennungswert darin liegt, dass er nicht nur zur Schrammelgitarre sonor dahernuschelt, sondern ein merkwürdiges Denglisch spricht und mitten im hektischsten Berufsverkehr ständig versucht, die Fahrgäste mit seiner ostentativ gutgelaunten, pseudodynamischen Art anzustecken – mindestens aber, sie um seinen "Auftritt" herum vollzuquatschen, zu nerven und zu fragen, warum sie alle eine Fresse ziehen. Nach seiner Darbietung geht er mit dem obligatorischen Becher herum. Ein sitzendes Pärchen wühlt, kramt, grabscht sehr angestrengt ewig im Kleingeld herum; er bleibt wartend stehen. Die beiden entscheiden sich doch anders: Mit entschuldigendem Dackelblick schütteln sie den Kopf. Der Quasselgitarrist flachst flapsig im Weitergehen und Waggonverlassen, vergnügt und natürlich mit englischem Akzent: "Schwabe? No problem."

(2)
Tatsächlich schwäbisch zu sein scheinen am frühen Abend auf der S-Bahn-Hauptachse die drei jungen Mädchen, die in modernisiertem Dialekt aufgeregt durcheinanderschnattern. Wenn Schätze schwätze: Hauptsächlich tauscht sich das Trio überdreht darüber aus, dass eine von ihnen sogar schonmal Justin Bieber "so an die Eier gegriffen" hat.

(3)
Der Frühling scheint nun (spät, aber doch) nicht nur bei jungen Schwäbinnen, sondern auch bei nicht mehr ganz so jungen BerlinerInnen ausgebrochen zu sein. Dieselbe, inzwischen erschöpft stille S-Bahn betritt nur kurz nach dem Aussteigen von Justins Spätzlegreifern ein beeindruckend dickes, gepierctes, sonst aber bieder wirkendes Paar um die 30. Der weibliche Part sagt laut, aber eher beiläufig zum männlichen: "Wennwa nach Hause komm', lass uns erstma' auffe Madradse 'n bisschen rumturn'."

Sonntag, 22. April 2012

Zitat der Woche (10)

Entsetzter Ausstoß eines befreundeten frischgebackenen Promovierten (also eines als zur Bildungselite und zum Wertekonsens zugehörig Zertifizierten) nach einer, wie üblich, wahnsinnig niveauvollen Äußerung der protokollierenden Autorin:
"Oh nein! Ich kenne sie schon zu lange! Ich lache über ihre Witze! Nach einer Weile fängt man an, das lustig zu finden?? Verdammt." 

Freitag, 13. April 2012

Liberrorlismus

Beim Wühlen in Antiquariatsware drängt sich anhand eines Buches von 1977 ein Verdacht auf: In der Politik ist es wie in der Mode. Manche Themen wiederholen sich. Irrtümer auch. Rufen da ein paar finanzstarke, elitäre, verwirrte Teletubbies "Nochmal, nochmal"?

Schönes Bonmot, dass der Autor "Flach" heißt. Aber warum ist das Buch grün? 

Montag, 9. April 2012

Anarchei

Die Grünzeuch-Redaktion wünscht, alle LeserInnen hatten (und haben noch, so als Rest vom Fest) trotz des zeitweiligen Schneegestöbers schöne Ostern! Es waren hoffentlich alle Christinnen und Christen artig am Freitag nicht tanzen, sondern traurig in Demut auf den Montag warten, und haben dann ordentlich gejauchzt und frohlockt, außerdem die ganze Zeit gesungen und gebetet. Der Rest hatte hoffentlich mindestens lustige, von heidnischen Bräuchen wie Ei-ei-ei durchzogene Feiertage, hat seinen Wohnungstürschlüssel versteckt oder den Heuschnupfen im Scheunenviertel gepflegt. Grüne Grüße im Aprilwetter - mit einer atmosphärisch dichten Installation des Neuköllner Szene-Künstlers M. Ariachi (2009/2012): 

Berliner Stillleben

Sonntag, 8. April 2012

Zitat der Woche (9)

Ein Schauspieler aus der Improvisationstheatergruppe "Die Gorillas" macht nach der Show im Kreuzberger Ratibor-Theater noch Ankündigungen für diverse Veranstaltungen. Die letzte ist folgende:
"Und am 20. April ... [geistesblitzfreudig ändert sich sein Tonfall, er macht eine große Geste] - an Hitlers Geburtstag!! - ... [geschocktes Lachen im Publikum] ..., da machen wir hier einen Flohmarkt. Dazu kann jeder seinen eigenen Schnurrbart mitbringen... [quietschende Aufschreie im Publikum] ... und Dinge tauschen... Was denn, haben Sie denn kein so'n Hitler-Bild überm Bett hängen? [Tumult] - Ähm, ich auch nicht..."

Donnerstag, 5. April 2012

Tunnelblick (11): Rocken & Rollen

An der Treppe des U-Bahnhofs Jannowitzbrücke sitzt zwischen jungen Szenejunkies – die mutmaßlich aus dem nahe gelegenen, halblegalen Techno-Drogen-Schuppen an der Dircksenstraße kommen, in welchem ganzwöchentlich ganztägige Nacht herrscht – ein alter, nicht mehr ganz ansprechbarer, verwahrloster Obdachloser. Nicht mehr ansprechbar? Verwahrlost? Nein, er brodelt, er rockt. Denn in seinen Ohren klemmen Stöpsel. Weiße. Um seinen Hals hängt ein iPod Touch, die Beats halten ihn am Leben, sein Fuß wippt kaum merklich. Die Apple-Sekte macht selbst vor dem Anfixen Hilfsbedürftiger nicht Halt. Und kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Die U8 rollt an, am Hermannplatz dann auch die U7. Zwei betont lässige, coole Männer um die 30 steigen ein, mit Schirmmützen und Anmutung großer Welt- und Lebenskenntnis. "Hey, yeah!", ruft einer flapsig in Rockerattitüde ins Abteil; ein ganzer Kerl dank Chappi. Die beiden zücken ihre Instrumente: Gitarre, Klarinette sowie Beat-Begleitung von der Konserve. Die Mimik dazu könnte von Billy Idol stammen. Dann spielen sie mit Hingabe "Nothing's Gonna Change My Love For You" von Glenn Medeiros.

Sonntag, 1. April 2012

Qualifizierter begrünt

Ab morgen müssen BlogleserInnen angemeldet sein, um die Seite "Grünzeuch" weiterhin vollständig angezeigt zu bekommen. So werden sie persönlich identifizierbar und Missbrauch wird vorgebeugt. Zu den nötigen Angaben gehören aus statistischen Gründen unter anderem Adresse, Alter, Beruf, Religion, Arbeitgeber und Einkommenshöhe. Ab sofort wird das Blog auch durch Werbung gegenfinanziert. Die angegebenen Daten werden nicht veröffentlicht, aber für die Auswahl der Werbeschaltungen ausgewertet. Als kleine Entschädigung für den Aufwand bzw. als Anreiz, dennoch dabeizubleiben, erhält jedeR LeserIn nach vollständiger Anmeldung 10 Euro überwiesen! Dazu müssen allerdings natürlich die Kontodaten angegeben werden. Zur Registrierung geht es hier.

Donnerstag, 29. März 2012

Tunnelblick (10): Projektionsfläche

Ein Bonmot aus der letzten Woche gibt es noch zu berichten:
Rund um den U-Bahnhof Deutsche Oper macht sich eine große Filmproduktion breit. Hier dreht "barfuss productions", Til Schweigers Produktionsfirma, noch an ihrem aktuellen Thriller "Schutzengel" herum, wie man den entschuldigenden Aushängen an den Türen der Anliegergebäude entnehmen kann. Nahe der Kreuzung verheddern sich neben der Wagen-und-Technikkisten-Burg zig Kabel und die Wege der geschäftigen Wuseler. Die Stofflehnen zweier klassischer Set-Klappstühle sind artig mit H. Knaup und L. Schweiger beschriftet. Gedreht wurde oder wird wohl (auch) direkt unten im U-Bahnhof. Denn dort stehen, abends gespenstisch verwaist, imposante Lichtaufbauten umher und ganze Kolonnen riesiger weißer und schwarzer Segel, die für Verstärkungseffekte von Licht und Schatten sorgen sollen. Weniger reflektierend ist allerdings ein spätabendlicher Fahrgast. Er schüttelt den Kopf, während er den Bahnsteig entlangschlendert, auf die U2 wartend, und spricht mit sich selbst: "Watt soll dett denn nu wieder? Watt machense denn jetzt wieder? Is doch noch jaanich lange her, die letzte Umbauerei. Und denn so scheiß Kunst! Also die BVG hat wohl zu viel Jeld!" - Ja, als Fahrgast drängt sich wohl die Frage auf, was für interessante Innendekorationskonzepte da von den zähneknirschend gelöhnten Penunzen für die Fahrscheine verwirklicht werden. Ob die vielen Menschen, Kabel, Schläuche und Maschinen oberirdisch auch zur Installation gehören und dauerhaft dort bleiben? Herbert Knaup als Designobjekt der BVG, welch Hauptstadtverkehr!

Sonntag, 25. März 2012

Multikullern

Am ersten wirklich warmen Sonntag des Jahres zeigte Berlins städtischer Ex-Flughafen, der sich immer noch unentschlossen Tempelhofer Park nennen soll, die Stadt von ihrer besten Seite; wenngleich auch noch nach knapp zwei Jahren kein wirkliches Parkflair aufkommen will, weil nach wie vor in der wilden, wüsten Weite ein wenig die Bäume fehlen. Doch huch, da krochen sie mit den Sonnenstrahlen alle aus ihren Löchern: die Alten und die Jungen, Pärchen, Kinder, Familien, Einzelgänger.

Kleinkinder überschreien einander, größere Kinder überfahren sich gegenseitig mit allem, was so da ist - von Laufrädern zum Fahrenlernen über richtige Fahrräder bis zum Skateboard, Snakeboard, Waveboard und wie sie alle heißen. Sehr präsent sind Jogger, Radfahrer und Inlineskater. Wo früher die Boeing anhob, schubsen einander jetzt allerlei Rollen und Füße mit boing und rrrrrssssst voran. Alles rollt. Manchmal auch Tränen. Neben dem Rollfeld, das Kinder mit bunter Straßenkreide bemalen und in Hüpffelder oder Kunstwerke verwandeln, wird gepicknickt, türkische Großfamilien grillen um die Wette. Junge Muttis mit und ohne Kopftuch schaufeln schwitzend auf Inlineskates ihre Sportkinderwagen vor sich her und versuchen hechelnd, sich dabei noch in wildem Sprachengemisch miteinander zu unterhalten. Ein kleiner, dicker, türkischer Junge, der selbst wenig nach Sport aussieht, trägt stolz das schwarze Ersatztrikot der deutschen Fußballnationalmannschaft spazieren - auf dem Rücken steht schließlich "Özil". Wenn die Füße nicht Rollen darunter haben, dann rollt sowieso wenigstens ein Fußball. Eine Gruppe sämtlich übergewichtiger Teenie- und Twen-Mädels entschließt sich auch tapfer zum Ballspielen; auf dem Weg statt auf der Wiese und immerhin 3 Minuten lang, ehe sie alle außer Atem aufhören und lieber weiter essen und trinken. Hauptsache, alles ist im Rollen, notfalls der Braten in den Magen.

Zwischen allem Gewusel gastiert der Zirkus Williams mit ein wenig Tierquälerei; die auf engstem Raum eingesperrten oder eingezäunten Tiger, Kamele oder Zebras faszinieren die versammelten Sprösslinge aber halb so wenig wie etwa eine auf dem Weg laufende Kellerassel, mit der man so schön das klassische Anstupsen-und-Zusammenrollen spielen kann. Auch als Assel kriegt man wechselweise den Koller oder das Kullern.

Gesetztere, Bequeme oder Spontis sitzen im örtlichen Biergarten oder hängen im Liegestuhl. Studis spielen Frisbee, Hunde auch. Über von erwachsenen Männern ferngesteuerten Autos - rrrrr, ssssst - ziehen Lenkdrachen ihre Kreise. Eine dunkelhäutige Rhythmusgruppe trommelt zusammenhanglos, aber mit Spaß. Rentner laufen händchenhaltend spazieren. Rollenspiel-Nerds hauen sich mit Gummiwaffen. Autarke Künstler basteln ganze Dörfer aus Holzbrettern, Benzinkanistern und was sonst noch kompostierbar ist. Ein blondgelockter, barfüßiger Freigeist hat zwei der raren Bäume okkupiert und dazwischen seine Slackline aufgespannt, auf der die Schritte bereits federnd und beschwingt voreinander gesetzt werden. Eine Baumanordnung weiter versucht ein kleines Grüppchen arabisch- oder türkischstämmiger kleiner Mädchen, es dem Tanzwesen gleichzutun; himmelblau ist das gespannte Band, beherrscht wird es noch nicht so gut, aber der Ehrgeiz ist spürbar. Die 80er-Jahre sind nicht nur modisch (leider) zurück, sondern auch freizeitsportlich: Zwischen die vielen Inlineskate-SportlerInnen mischen sich immer wieder Menschen verschiedenen Alters auf Roller Skates oder echten Rollschuhen. Eine gemischte Truppe von ca. 5 bis ca. 50 Jahren fährt damit Slalom um kleine Hütchen und tanzt halbsynchron Pirouetten und Rollschuh-Discofox zu "Miss You" von den Rolling Stones aus dem Jahr 1978, das mutmaßlich aus einem Kassettenrekorder dudelt.

Während die Grünen im Saarland Klimmzüge an der Fünf-Prozent-Hürde machen, funktioniert in Berlin manchmal echte Form von Multikulti: dann, wenn die Sonne über der Grünfläche Klimmzüge macht, dort, wo keine Häuser im Weg stehen und Wiese wie Asphalt geteilt werden.

Sonntag, 11. März 2012

Zitat der Woche (8)

Trainerin im Fitnessstudio:
"Hm. Muskeln hast du aber eigentlich! Da ist nur irgendwie Fett drüber!?"

Donnerstag, 23. Februar 2012

Good night, Vietnam

Das Grünzeuch deckt unbequeme Wahrheiten auf: Auch knapp 37 Jahre nach dem Ende des "Indochina-Krieges" sind Vietnamesen immer noch bedroht; zumindest in der imperialistischen deutschen Hauptstadt. Dort werden sie eingesperrt, sogar separat. Ob sie darüber allerdings happy sind? Zumindest die Gefängniskost ist human: Es gibt Sushi.
Eins der von der Regierung vertuschten Vietnam-KITTCHEN:
nahe Kulturbrauerei, Danziger Ecke Knaackstraße (Quelle: Xian).
Wieder einmal wird klar: Hinter der hippen Szene-Fassade des Prenzlauer Bergs lauern in Wahrheit Gefahren. Geduldet werden hier geheime Folterknäste, Diskriminierung und die Jagd auf Ausländer. Und zwar nicht nur auf Schwaben. Mögen Vietnamesen eigentlich Latte Macchiato? Wo doch vietnamesischer Kaffee ohnehin lecker süß ist? (Gibt's sicher im Vietnam-Kittchen.) Und sind Vietnamesen die Schwaben Asiens?

Sonntag, 29. Januar 2012

Zitat der Woche (7)

Von hüpfender Forbewegungsart begleiteter, strahlender PassantInnen-ansprech-Versuch einer jungen BUND-Aktivistin auf einer belebten Berliner Einkaufsstraße:
"Hallohallohallo! Wir müssen kurz die Welt retten, aber wir brauchen dafür 'n bisschen deine Hilfe."

Mittwoch, 25. Januar 2012

Ausgang in Not

Sehr authentisch indisch ist diese Entspanntheit gegenüber Vorschrift und Vorsicht im Schöneberger Restaurant "Yogi-Haus":


Die schönste Satire an diesem Notausgang ist das leider schlecht lesbare Zusatzschild "keeping emergency exit free".

Samstag, 21. Januar 2012

Zitat der Woche (6)

Hier endlich wieder ein Zitat der Woche, auch wenn's eher ein Dialog der Woche ist: Es handelt sich um ein Verkaufsgespräch im Regen auf dem türkischen Stoffmarkt (nein, nicht "solcher" Stoff! Lediglich Textilien und Artverwandtes!) am Neuköllner Maybachufer.
Kundin: "Ist das echtes Leder?"
Verkäufer: "Ja." [Pause] "Vielleicht."

Donnerstag, 12. Januar 2012

Hände weg!

Schlagzeilenmix ist was Schönes. Einen besonders aufsehenerregenden Fall von Do-it-yourself-Körperstyling deckte BILD Berlin auf:
Plastische Chirurgie und Hormontherapie können einpacken! Schönheits-OPs? Das war gestern! Heute klappt sie endlich: die Brustvergrößerung und/oder -straffung durch Handauflegen. In diesem Fall wird die Hand einfach ab- und dann separat aufgelegt. Ist der ganz, ganz sichere Weg.
Also: Unglücklich im eigenen Körper? Dann weg mit der Flosse! Eine ist bestimmt verzichtbar - man muss Prioritäten setzen und ein bisschen Schwund ist immer -, das gibt schöne Titten; Geschlechtsumwandlung gleich inklusive (die Frage allerdings bleibt, ob eine Hand für zwei Brüste reicht oder es dann nur einen Traumbusen gibt. Im Zweifel beide zu opfern, das müsste doch überdacht werden). Die Kosten? Ach, peanuts. Was so'n Silvesterböller aus Polen eben so kostet.
Hand aufs Herz (also in etwa auf den Traumbusen): Wenn das kein Knaller ist!

Sonntag, 1. Januar 2012

Guckidaaa, 2012! / Ergebnisse der Umfrage 5: "Welche Rolle spielt für euch Weihnachten?"

Zunächst einmal allen Grünzeuch-LeserInnen ein gutes, gesundes, glückliches, genehmes, gelungenes, goiles, geniales und vor allem grünes 2012! Nehmt euch Zeit für wirklich Wichtiges. Dazu braucht ihr keine besinnliche Jahreswende. Und prost Neujahr! Stoßt mit was Grünem an! Von Grüntee über Pfefferminzlikör oder Berliner Weiße mit Waldmeistersirup bis Absinth ist alles erlaubt.


(Sorry für den fetten Rahmen, eine Sache des Copyrights.)

... und dann war da noch:

Zum Jahresende wollte die Grünzeuch-Redaktion die Haltung der LeserInnen zum W[zensiert]-Fest wissen. 17 Blog-Besucherinnen und -Besucher nahmen an der Umfrage teil und stimmten eifrig zwischen verschiedenen Einstellungen zum W-Dings ab. Ihnen gilt ein herzlicher, leuchtgrüner Dank! (Es hätten bei so vielen Klicks aber ruhig auch von ein paar mehr Leuten Kreuzchen gemacht werden dürfen. Umfragen beißen nicht und sind anonym!) Welche Rolle spielt also Wwwwww... für die Leserschaft? Da das Verhältnis zwischen Mensch und Tanne manchmal ambivalent ist, waren Mehrfachantworten möglich.

Antworten:

01. "Die schönste Zeit des Jahres!"
0 Befragte 

02. "Für mich: keine. Für den Rest der Welt: eine zu große."
2 Befragte (11 Prozent)

03. "Naja, muss man durch..."
5 Befragte (29 Prozent)

04. "In erster Line Stress!"
1 Befragte/r (5 Prozent)

05. "Der Konsumterror und die Erwartungshaltungen sind abartig, der Rest ist nett."
7 Befragte (41 Prozent)

06. "Eine Gelegenheit für Zusammentreffen, Ruhe, Einkehr, Schenken und Gemütlichkeit."
9 Befragte (52 Prozent)

07. "Ich hab frei. :-)"
6 Befragte (35 Prozent)

08. "Fressen und saufen."
4 Befragte (23 Prozent)

09. "Glühwein, Maronen und Lebkuchen."
7 Befragte (41 Prozent)

10. "Verlogenheit, Enttäuschung und Streit."
0 Befragte

11. "Neben Ostern das wichtigste christliche Fest - hallo, Jesus wurde geboren!?"
5 Befragte (29 Prozent)

12. "Ich kriege Wünsche erfüllt."
0 Befragte

13. "Ich krich grüne Ekelpickel!"
2 Befragte (11 Prozent)


Was lernt uns dem?

Auch wenn die zwei solidarischen Antworten für grüne Ekelpickel es vermuten lassen würden: Das Efeu betont übrigens, dass es selbst an der Umfrage nicht teilgenommen hat. Das hätte doch die wahnsinnige Repräsentativität und den hohen wissenschaftlich-statistischen Anspruch gefährdet. ;-)

Deutlich wird: Positives und vor allem Leckeres überwiegt! Die meisten Stimmen entfielen auf Antworten, die sich um Schönes, gutes Zwischenmenschliches sowie Kulinarisches drehten. Wenn man "fressen und saufen" nun wertfrei miteinbezieht.

Die höchste Zustimmung erhielten jedenfalls Feststellungen wie "Der Konsumterror und die Erwartungshaltungen sind abartig, der Rest ist nett" und "Eine Gelegenheit für Zusammentreffen, Ruhe, Einkehr, Schenken und Gemütlichkeit", wobei wohl auch Schulterzucken, Resignation und Pragmatismus ("Naja, muss man durch" und "Ich hab frei") eine Rolle spielen.

Erstaunlicherweise erhielt die oft verlautende Kritik bzw. Skepsis, das W-Dings sei nur verlogen, geheuchelt und bedeute Streit, keinerlei Zustimmung. Nun kann spekuliert werden, ob die wahren Einstellungen im Inneren anders aussehen und hier die Anonymität sie zutage förderte; oder ob das unkrautige Grünblog von solchen Gebeutelten nicht (oder nicht im Umfragezeitraum) besucht wurde; oder ob diejenigen, die es betraf, in so negativen Gefühlen durch den Dezember waberten, dass sie nicht einmal abzustimmen vermochten bzw. bei etwas, das sich um W-Dings drehte, gar nicht erst hinlesen wollten.

Interessant ist auch, dass niemand Wünsche erfüllt bekommt. Arme Leserschaft! Eiii, eiii! (Ach nee, das ist Ostern.) Vielleicht hätte die Aussage auch mehr Klicks erhalten, wenn sie "Ich kriege Geschenke" statt "Ich kriege Wünsche erfüllt" gelautet hätte. Zumal das sogenannte Schrottwichteln dem Hörensagen nach in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch verzeichnet - was soziologisch wie psychologisch zu analysieren wäre und was auf tiefe Enttäuschungen einer materiellen Welt hindeutet. Wobei die Autorin darauf hinweisen möchte, dass man in Berlin eigentlich "Julklapp" sagt statt "Wichteln", warum auch immer wir hier so schwedophil sind.

Das Grünzeuch wünscht allen Bloggästen genug Glühwein, Maronen und Lebkuchen (auch noch nach W... W.... Www-nadingshalt, da es diese Leckerli einfach gemütlich-winterlich findet) und einen schönen, gesunden restlichen Winter!
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